Weltweit sterben täglich etwa 70 Tierarten aus, darunter viele kleine Spezies, die wenig Aufsehen erregen, aber auch immer wieder grössere, von denen wir eher Kenntnis nehmen. Besonders gefährdet sind die Tiere, die durch die Abholzung oder Brandrodung der Wälder ihren Lebensraum verlieren. Zu den bedrohten Arten Masoalas zählen der Rote Vari, der Indri, das Fingertier, die Madagaskar Roteule und der Schlangenadler, aber auch viele Reptilien, Amphibien und Kleintiere. Auf der Halbinsel Masoala verschwinden pro Tag zehn Hektaren Wald, und mit jedem Hektar auch unzählige Tiere und einmalige Pflanzen. Mit dem Masoala-Projekt unterstützt der Zoo Zürich die madagassische Regierung in ihren Bestrebungen, diese Wunder der Natur zu schützen und zu erhalten.
Dieser Reichtum an Biodiversität erreicht seinen Höhepunkt im Regenwald. Die Halbinsel Masoala ist bedeckt vom letzten grossen Regenwaldstück Madagaskars. Sie ist im Innern gebirgig und dicht bewaldet. Steile Abhänge gehen über in den vielfältigen Küstenwald mit Mangrovenwäldern, Sandküsten und bizarren Felsformationen. Vor der Küste erstrecken sich riesige Korallenriffe. In der von der Halbinsel gebildeten Bucht begleiten Delfine die Fischerboote und im Juli kommen die Buckelwale, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. Im Inneren der Bucht liegt die bei den Touristen beliebte Insel Nosy Mangabe, seit 1966 ein spezielles Reservat für die Fingertiere, früher Raststätte der Hochseefahrer und Sklaveninsel. Das Konzept des Nationalparks Masoala in Madagaskar Madagaskar ist sich seines Reichtums in Bezug auf die Artenvielfalt sehr wohl bewusst und ist bestrebt, diese zu schützen. Die Insel im Indischen Ozean ist jedoch eines der ärmsten Länder der Welt. Diese Armut führt dazu, dass die lokale Bevölkerung den Regenwald für die Erwirtschaftung ihres Lebensunterhalts nutzt. Durch das Abholzen der Regenwälder werden neue Felder für den Reisanbau urbar gemacht; tausendjährige Tropenhölzer werden illegal geschlagen und über zweifelhafte Kanäle exportiert. Als Folge davon schwindet der Regenwald. Auf der Halbinsel Masoala gehen auf diese Art jeden Tag zehn Hektaren Wald verloren. Drei bis vier Jahre können die gerodeten Flächen genutzt werden, dann setzt die Erosion ein. Der Nationalpark entsteht In diesem Umfeld hat die madagassische Regierung die Entwicklungshilfeorganisation CARE International beauftragt, für die Masoala-Region ein integriertes Entwicklungs- und Naturschutzprojekt zu planen und umzusetzen. Ziel dieses 1993 begonnenen Projektes ist der Schutz des biologisch wichtigsten Teils des Masoala Nationalparks. Dies wird erreicht durch die Definition einer Pufferzone, die den Wald schützt, der Bevölkerung jedoch eine nachhaltige Nutzung erlaubt. In Ergänzung dazu werden Projekte aufgebaut, die den Bewohnern der umliegenden Dörfer neue Einkommensquellen erschliessen, welche das Abholzen unnötig werden lassen und dem Regenwald einen neuen Wert geben. Gemeinsam ans Ziel Für die Aufnahme der biologischen Daten zog CARE weitere Organisationen hinzu: die im Bronx Zoo in New York beheimatete Wildlife Conservation Society zur Bestandesaufnahme der Tiere, mit Ausnahme der Vögel, die vom Peregrine Fund bestimmt wurden. Die Bestimmung der Pflanzen erfolgte durch den Missouri Botanical Garden. Ziel der Untersuchungen war es,die in Bezug auf die Artenvielfalt und auf die langfristige Erhaltung des Ökosystems wichtigsten Lebensräume zu erfassen. Aufgrund der gemeinsamen Vorschläge wurden die Grenzen des Nationalparks und der Pufferzonen gezogen. 1997 wurde der mit 2400 km2 grösste Park, der auch drei Meeres-Reservate umfasst, vom madagassischen Präsidenten gegründet. Seit dem Jahr 2000 wird der Nationalpark gemeinsam von der madagassischen Naturschutzbehörde ANGAP (Association National de la Gestion des Aires Protégées) und der Wildlife Conservation Society (WCS) geleitet. Nachhaltige Entwicklung Damit der Nationalpark Bestand hat, muss seine Betreuung durch Park-Ranger langfristig finanziert werden. Ein zentraler Punkt ist dabei, dass die einheimische Bevölkerung in den Schutz des Regenwaldes eingebunden wird und wirtschaftlich überleben kann, ohne den Regenwald zu übernutzen oder zu zerstören. Voraussetzung dafür sind eine verbesserte und ertragsreichere Landwirtschaft ausserhalb des Nationalparks und neue Erwerbsmöglichkeiten. Vom Eintrittsgeld in den Nationalpark wird deshalb die Hälfte für Projekte in den angrenzenden Dörfern eingesetzt. Dazu gehören der Aufbau des Terrassen-Reisanbaus, der grössere Erträge liefert als der traditionelle Hügelreis, sowie das Anlegen von Fruchtbaumplantagen, die eine bessere Qualität von Vanille, Kaffee und Gewürznelken erzeugen, aber auch eine nachhaltige Waldwirtschaft und Pflanzschulen, die zur Wiederaufforstung genutzt werden können. Der Beitrag des Zoo Zürich zum Naturschutz in Masoala ist Teil eines Vertrags mit den madagassischen Behörden. Für die Bepflanzung der 11'000 m2 grossen Regenwaldhalle in Zürich benötigte der Zoo 2'300 Setzlinge aus Pflanzschulen in Madagaskar. Die Behörden stimmten einer Ausfuhr der einheimischen Regenwaldpflanzen zu. Als Gegenleistung finanziert der Zoo Zürich während zehn Jahren zielgerichtete Projekte im Masoala Nationalpark, die es der Bevölkerung erlauben, ihr Land nachhaltig zu bewirtschaften und den Regenwald zu schützen. Die Zusammenarbeit des Zoo Zürich mit dem Masoala Nationalpark Langfristiges Ziel der schweizerisch-madagassischen Zusammenarbeit ist der Schutz der Artenund ihrer Lebensräume in Masoala. In der Ökosystemhalle des Zoo Zürich können die Besucher in einem nahezu authentischen Ausschnitt des Masoala Regenwaldes die Besonderheiten dieses Lebensraums entdecken. Das angegliederte Informationszentrum soll das Publikum motivieren, selbst etwas zur Erhaltung der Wälder dieser Welt zu tun und durch freiwillige Spenden direkt dazu beizutragen, dass der Masoala Nationalpark langfristig erhalten werden kann. Mit seinem Projekt wirkt der Zoo Zürich als Botschafter für den Schutz einer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt und schafft eine direkte Verbindung zu diesem bedrohten Paradies der Artenvielfalt in Madagaskar. Der Masoala Regenwald in Zürich soll die Besucher auch anregen, den Nationalpark als Touristen zu besuchen und die Schönheit und Vielfalt des Regenwaldes in seiner ganzen Pracht zu erleben.
Die Fauna und Flora Madagaskars ist einzigartig. Fast 80% der madagassischen Tier- und Pflanzenarten kommen nur auf dieser östlich von Afrika gelegenen Insel vor. Im Masoala Regenwald des Zoo Zürich soll auf einer Fläche von 11'000 m2 ein möglichst authentischer Ausschnitt madagassischen Regenwaldes heranwachsen. Die Masoala-Halbinsel ist ein Eldorado für Botaniker und Zoologen. Eine Bedrohung für diese biologische Vielfalt ist jedoch die fortschreitende Brandrodung des Regenwaldes. Durch den Aufbau einer Baumschule beim Masoala-Nationalpark und die Integration dort gezogener Pflanzen in den Masoala-Regenwaldhalle will der Zoo Zürich der örtlichen Bevölkerung eine umweltschonende Nutzung ihres Lebensraums aufzeigen. Mit der Jungpflanzenproduktion, der Finanzierung von Entwicklungsprojekten in der Nationalpark-Region sowie der Aufklärung der Bevölkerung über eine ökologisch sinnvolle Bewirtschaftung ihres Bodens leistet der Zoo Zürich einen grossen Beitrag zur Erhaltung des Regenwaldes. Der Masoala Regenwald wächst langsam heran Regenwälder sind hochkomplexe Systeme, die sich über grosse Zeiträume entwickelt haben. So wird es auch in Zürich einige Jahre dauern, bis sich die Baumkronen zu einem Dach zusammenschliessen und ein dichter Wald entsteht. Der Masoala Regenwald in Zürich ist am Anfang mit einer Primärvegetation mit Planzen aus Baumschulen in Florida, Thailand und Malaysia bestückt. Damit ein möglichst authentischer Masoala Regenwald heranwächst, werden diese ersten Pflanzen nach und nach wieder entfernt und durch Gewächse aus der Masoala-Baumschule in Madagaskar ersetzt. Mit den Jahren entsteht so auf 11'000 m2 ein stark verwachsener Regenwald mit Originalpflanzen und Tieren aus Masoala. Allerdings wird die Anlage nicht den Ausstellungscharakter eines botanischen Gartens aufweisen, sondern Eindrücke einer tropischen Landschaft mit den darin lebenden Pflanzen und Tieren vermitteln. Schilder mit Pflanzennamen wird man im Masoala Regenwald vergeblich suchen. Auch die Pflege des Regenwaldes unterscheidet sich von anderen Anlagen. Abgestorbene Pflanzen bleiben liegen und werden durch in Madagaskar gezogene Jungpflanzen ersetzt. Ein Bereich in der Ökosystemhalle ist den Nutz- und Medizinalpflanzen vorbehalten. 60% der Vanille auf dem Weltmarkt, Nelken und viele Ylang-Ylang- Bäume, die den Duftstoff für Parfüms liefern, wachsen in der Masoala-Region. Nutzpflanzen sind dort eine der bedeutendsten Einnahmequellen und damit ein lebenswichtiger Erwerbszweig für die Bevölkerung. Die lange Reise nach Zürich Über 17’000 Pflanzen, darunter Bäume, Palmen, Sträucher, Farne, Lianen, Wasserpflanzen und Orchideen, wurden von November 2002 bis zur Eröffnung im Juni 2003 im Masoala Regenwald des Zoo Zürich gepflanzt. Von Baumschulen in Madagaskar, Florida, Thailand und Malaysia gelangten sie per Schiff-Container in Gärtnereien nach Holland und Belgien. Nach einer Akklimatisationsphase von sechs bis zwölf Monaten und einer regelmässigen Kontrolle durch Pflanzenspezialisten auf Wachstum und Schädlinge wurden die Pflanzen nach Zürich geliefert, wo sie schliesslich eingepflanzt wurden. Nur im richtigen Klima gedeihen die Pflanzen Im Regenwald sind die Nähr- und Mineralstoffe nicht im Boden gespeichert, sondern in den lebenden Pflanzen und Tieren gebunden. Stirbt ein Lebewesen, so wird das organische Material rasch von bodenbewohnenden Pilzen aufgespalten und an die Wurzeln lebender Pflanzen überführt. Daher ist die lediglich zwei bis fünf Zentimeter dicke Humusschicht tropischer Regenwälder trotz deren verschwenderischen Vegetation äusserst nährstoffarm. Die Gewächse des Masoala Regenwaldes in Zürich sind in insgesamt 5'000 m3 mineralisches Substrat eingebettet. Es wurde eigens zu diesem Zweck auf Grund von Untersuchungen der madagassischen Erde zusammengesetzt. Den Masoala Regenwald entdecken Auf einem kinderfreundlichen und rollstuhlgängigen Weg oder auf kleinen Pfaden können die Besucher die verschiedensten Lebensräume in der Halle durchstreifen. Durch den typischen, von Palmen durchsetzten Wald taucht man in diesen Lebensraum ein. In der lichteren Sumpfzone gibt es zahlreiche farbige Frösche zu entdecken. Später führt der Weg am 6 Meter hohen Wasserfall, Bächen, kleinen Seen und Felsen vorbei. Pirsch- und Kletterwege leiten den Besucher in die Tiefe des Waldes und laden ihn ein, einzelne Lebensräume näher zu erforschen. Die Tier- und Pflanzenwelt ist ohne Zäune direkt erfahrbar. Das Grundprinzip des Dschungels, eine mehrschichtige, üppige und dichte Vegetationsschicht, wird durch Topografie, Wasser- und Wegführung verstärkt. Das Infozentrum, welches direkt der Halle angeschlossen ist, zeigt die Bedeutung des Regenwaldes für uns Menschen - sowohl in der Schweiz als auch in Masoala -, aber auch die Bedrohung dieser einmaligen Tier- und Pflanzenwelt auf.
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