Bergsturz am 23. August 2017 am Pizzo Cengalo im Val Bondasca Am 23. August 2017 stürzten um 09.30 Uhr bei schönem, trockenen Wetter rund 3 bis 4 Millionen m3 Fels- und Gesteinsschuttmaterial vom Pizzo Cengalo (3'369 m ü. M.) hinunter ins Val Bondasca. Der Gesteinsschutt vermischte sich auf dem Weg in den Talgrund mit Schmelzwasser aus dem in höheren Lagen liegenden Gletschereis. Der Murgang entwickelte eine zuvor noch nie beobachtete Dynamik. Das Gestein- und Wassergemisch wälzte sich durch das ganze Val Bondasca hinunter nach Bondo (823 m ü. M.) im Val Bregaglia. Die Gesteinsmassen überrollten den am Südrand gebauten Damm des Geschieberückhaltebeckens. Einige Häuser am Dorfrand von Bondo wurden mitgerissen. Der Murgang verschonte den Dorfkern und stoppte im Bereich der Kantonsstrasse.Der Murgang hinterliess am westlichen Dorfrand eine meterhohe Schuttschicht, welche sich das gesamte Val Bondasca hinauf zieht.
Rasche Alarmierung der Bevölkerung: Keine Opfer in Bondo Glücklicherweise verursachte das ungewöhnlich Naturereignis nur Sachschäden und forderte keine Todesopfer unter der Bevölkerung. Ein bereits früher installiertes Frühwarnsystem mit automatischer Alarmierung der Bevölkerung verhinderte Opfer im Dorf. Die Bevölkerung wurde rechtzeitig evakuiert. Die Bewohner Am 25. August 2017 lösten sich weitere Gesteinsmassen am Pizzo Cengalo. Unverzüglich wurde wieder die automatische Alarmierung ausgelöst. Der Murgang erreichte wieder den Dorfrand von Bondo. Das Räumungspersonal mit ihren schweren Maschinen konnte die Gefahrenzone rechtzeitig verlassen. Gefährliche Situation am Pizzo Cengalo war bekannt - Präventionsmassnahmen Die gefährliche Situation am Pizzo Cengalo war den Behörden seit Jahren bekannt. 2011 haben sich am Pizzo Cengalo bereits Felsmassen gelösten. 2012 schob sich ein Murgang bis hinunter nach Bondo. Bei kantonalen und kommunalen Behörden veranlassten mit finanzieller Unterstützung des Bundes Präventionsmassnahmen. Es wurde ein Auffangbecken für das Geschiebematerial bebaut. Die Region um den Pizzo Cengalo wurden mit Beobachtungs- und Messgeräten rund um die Uhr beobachtet. Auf Zufahrtsstrassen wurde ein automatisches Alarmsystem eingerichtet, dessen Ampeln bei Gefahr auf Rot schalten. Überwachungs- und Alarmsystem Die Überwachungsysteme am Pizzo Cengalo registrierten im August 2017 Gesteinsbewegungen am Berg. Die Kantons- und Gemeindebehörden haben auf die gefährliche Situation sofort reagiert. Einige Tage vor der Naturkatastrophe haben der Behörden der Talgemeinde Bregaglia Warntafeln bei den Berghütten und entlang der Wanderwege montiert. Die Hüttenwarte der beiden SAC-Hütten im Gefahrengebiet machten die Tourengänger auf die Bergsturzgefahr aufmerksam. Auch bei Autoabstellplatz am Ende der Talstrasse im hinteren Val Bondasca wurde ein Warnhinweis fixiert. Die Besitzer der Maiensässe im Val Bondasca wurden mit einem Brief über den drohenden Bergsturz informiert. Tourengänger unter der Gesteinsmassen begraben - 8 Todesopfer im Val Bondasco Trotz aller Vorsichtsmassnahmen wurden bedauerlicherweise acht Bergänger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unter den Erdmassen begraben und fanden dabei den Tod. Die Berggänger wurden offenbar vor dem tragischen Ereignis vom Hüttenpersonal gewarnt. Nach einer persönlichen Beurteilung der Gefahrensituation hatten sich die acht Personen entschlossen, auf dem Wanderweg talwärts zu marschieren. (weitere Informationen: Kapo GR Bergsturz am 23. August 2017 am Pizzo Cengalo im Val Bondasca) Ausmass der Naturkatastrophe überraschte die Fachleute Fachleute waren trotz der Signale aus der Felswand von Zeitpunkt, vom zeitlichen Ablauf und dem Ausmass der Bergsturzes überrascht. Die Kombination von lockerem Felsmaterial, Schmelzwasser, Gletschereis und aufgeweichtem Untergrund hat die Gesteinsmassen in eine Dynamik versetzt, welche den Wissenschaftler bisher unbekannt war. Beim Bergsturz im Bergell hat auftauender Permafrost in Höhenlagen über 2'500 m ü.M.) im Zusammenhang mit Klimaerwärmung eine Rolle gespielt. (weitere Informationen: Kanton GR Pizzo Cengalo und Val Bondasca kommen nicht zur Ruhe) Das Naturereignis von Bondo im August 2017 ist einer der grössten Bergstürze in den vergangenen 100 Jahren in der Schweiz. Anspruchsvolle und kostspielige Beseitigung des Murgangmaterials Im August 2017 drangen als Folge einer Prozessverkettung in mehreren Murgängen rund 500'000 m3 Material bis Bondo vor. Val Bondasca wurden schätzungsweise 2,8 Hektaren Wiesland und 13,7 Hektaren Wald von Felssturz- und Murgangmaterial überdeckt. Die Schuttmassen haben 8,5 Hektaren Land bei Bondo vorübergehend oder dauerhaft unbrauchbar gemacht. Für die neuen Deponien, die provisorischen Bodendepots mussten rund 7,5 Hektaren landwirtschaftliches Wiesland und eine Hektare Wald kurzfristig umgenutzt werden. Für zukünftige Murgangmaterial suchen die Behörden noch nach einem geeigneten Standort. (weitere Informationen: Gemeinde Bregaglia Bei Bondo werden weitere Deponiestandorte gesucht)
Zusätzliche Überwachungsgeräte nach demBergsturz vom 23. August 2017 installiert Die Technologiefirma Geopraevent hat ein Georadar oberhalb von Bondo im Bergell (Kanton Graubünden) installiert. Das Radar überwacht das Abbruchgebiet am Piz Cengalo permanent und erkennt Bewegungen im Millimeter-Bereich bei allen Wetterbedingungen und auch in der Nacht. Mit Hilfe des Systems lassen sich bevorstehende Abbrüche erkennen und je nach Situation die nötigen Massnahmen einleiten (z.B. Einstellen der Aufräumarbeiten). Geopraevent hat bereits seit 2012 ein Alarmsystem für Murgänge unterhalb Piz Cengalo im Val Bondasca installiert, welches nach dem Bergsturz am 23. August 2017 automatisch Gemeinde- und Kantonsstrassen gesperrt und die Behörden informiert hat. Nach dem Ereignis vom 23. August 2017 wurde neben der Installation des interferometrischen Radars auch innerhalb kurzer Zeit das Alarmsystem für Murgänge ausgebaut. Es besteht aus ...
Die Stationen werden über ausfallsichere Energieversorgungen mit Strom versorgt und sind über redundante Funkverbindungen via eine Relaisstation oberhalb Soglio mit den Alarmierungsstellen im Tal verbunden. Wird ein Murgang detektiert, werden automatisch die Behörden und die Arbeiter im Auffangbecken alarmiert sowie die Umfahrungsstrasse mit mehreren Ampeln gesperrt. Geopraevent ist eine junge Technologiefirma, welche hochwertige Alarm- und Überwachungssysteme für Naturgefahren entwickelt, installiert und betreibt.
|