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Kartoffeln für Westafrika

Mehr Kartoffeln für Westafrika durch Produktion von gesundem Pflanzgut

Julius Kühn-Institut hilft Partnern aus der Republik Benin mit Know-How zu Kartoffelkrankheiten und entwickelt mit Kollegen der Université Abomey-Calavi verfahrenstechnische Grundlagen der Pflanzgutproduktion.

Kartoffeln ergeben pro Pflanzfläche mehr Kalorien als alle Getreidearten. Sie enthalten viele lebenswichtigen Mineralien und Vitamine und sind eine wichtige Einnahmequelle für die Bauern in ländlichen Gebieten Westafrikas. Die deutsche Entwicklungshilfe zielt daher darauf ab, die Kartoffelproduktion in Hungersnotgebieten der Welt zu etablieren und die Erträge zu steigern.

In den vergangenen drei Jahren konnte sich Dr. Kerstin Lindner vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig in der Republik Benin ein Bild von den Produktionsverhältnissen vor Ort machen. Zusammen mit Dr. Daniel Chougourou von der Université Abomey-Calavi untersuchte sie den Gesundheitsstatus der in Benin produzierten Kartoffelknollen. Nur wenn man weiss, unter welchen Krankheiten die Kartoffeln leiden, lassen sich geeignete Gegenmassnahmen etablieren. Das Projekt zur "Schaffung von phytopathologischen und verfahrenstechnischen Grundlagen zur Einführung einer einfachen Methode für die Kartoffelpflanzgutproduktion in Benin" wurde zwischen 2011 und 2013 im Rahmen einer "Bilateralen Agrarforschungskooperation" zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Benin gefördert und über die BLE finanziert.
"Wir haben festgestellt, dass die Kartoffeln sehr häufig durch Ralstonia solanacearum, dem Erreger der Schleimkrankheit, befallen sind", berichtet Dr. Lindner. In Europa ist R. solanacearum ein meldepflichtiger Quarantäneschaderreger, dessen Einschleppung und Verbreitung verhindert werden muss. Weitere Krankheitserreger, die den Kartoffeln in Benin zusetzen, sind Dickeya solani und Pectobakterium atrosepticum. Der Befall mit den Hauptkartoffelviren PVY, PVA, PLRV und PVS fällt recht moderat aus, berichtet die Spezialistin für Kartoffelviren des JKI weiter. Bei den Pilzkrankheiten dominierte die Dürrfleckenkrankheit (Alternaria spp.). Insgesamt wurden in Braunschweig 20 kg Kartoffelknollen und umfangreiches Blattmaterial von Kartoffelpflanzen aus den diversen Anbaugebieten Benins untersucht.
"Ein erklärtes Ziel Benins ist es, die Kartoffelflächen auszudehnen, um den hohen Eigenbedarf aus eigener Kraft zu decken", berichtet Dr. Lindner. "Dafür haben wir mit unseren Untersuchungen zum phytosanitären Status der Kartoffeln eine wichtige Grundlage gelegt." Jetzt ist vor Ort noch einiges zu tun, so die Einschätzung der JKI-Wissenschaftlerin: Um die Schleimkrankheit einzudämmen, muss unter anderem die Art der Bewässerung verändert werden. Zudem müssen die Beteiligten mehr Wert auf gesundes Pflanzgut legen, um Dickeya solani vorzubeugen. Parallel zur Erhöhung der produzierten Kartoffelmenge gilt es die Lagerkapazität aufzustocken, die nicht nur zur einfachen Aufbewahrung, sondern auch zur Kühlung der Kartoffeln nötig ist. Dadurch würde zudem die Voraussetzung zur zwischenzeitlichen Lagerung von Pflanzkartoffeln aus eigener Produktion geschaffen.
Wünschenswert ist sicher eine engere Zusammenarbeit der Universität mit den staatlichen Landwirtschaftszentren und schliesslich den Landwirten selbst. "Aufklärung vor Ort ist wichtig", bringt es Dr. Lindner auf den Punkt. Derzeit betreut ein Doktorand der Université Abomey-Calavi die Kartoffelproduktion vor Ort. Nach der diesjährigen Ernte ist ein gemeinsamer Austausch zwischen Agrarwissenschaftlern und Landwirten geplant. Ausserdem wird empfohlen, den Kontakt zum Internationalen Kartoffelinstitut in Lima (Peru) herzustellen. Ein landeseigenes Zuchtprogramm anzuschieben, dem sich mehrere westafrikanische Länder anschliessen könnten, wäre ein langfristiges Ziel.

Hintergrundinfo zur Situation in Benin:

Der Anbau von Kartoffeln wurde in den 1950er Jahren durch die Französische Koloniamacht eingeführt. Mittlerweile ist die Frucht, die als Gemüsekultur angesehen wird, fester Bestandteil des Speiseplanes der Bevölkerung Benins. Die Nachfrage ist grösser als die Produktion im eigenen Land. Deshalb werden Kartoffeln aus Frankreich importiert. Die Produktion erfolgt derzeit ausschliesslich in den Departments Alibori (Malanville und Karimama) und Atakora (Ouassa Pehunco). Die Erträge liegen mit 14 - 18 t/ha im Vergleich zum restlichen Westafrika recht hoch, reichen aber bei weitem nicht an die Erträge in Deutschland von 35 – 50 t/ha heran. Der gesamte Kartoffelsektor, beginnend mit der Beschaffung des Saatgutes bis hin zur Vermarktung, wird von wenigen Privatpersonen dominiert.

Quelle: Text Julius Kühn-Institut JKI, Juli 2013

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