Halbnomaden sind auf Wasser angewiesen Im Flussrinnennetz im Tafifalt sind abseits der Palmenhaine Halbnomaden mit ihren Ziegenherden unterwegs. Auf den mit spärlichen Graswuchs bedeckten Kiesebenen betreiben sie eine extensive Weidewirtschaft. Die Hirtenfamilien wohnen in wenigen Siedlungen, von wo aus sie zu ihren Touren aufbrechen. Die Hirten erreichten temporäre Zeltunterkünfte, wenn die Weidegründe weit von ihrer Wohnsiedlung entfernt liegen. Die nomadisierende Bevölkerungsgruppe lebt in bescheidenen Verhältnissen. Strom, fliessendes Wasser und ausreichende sanitäre Einrichtungen sind für sie keine Selbstverständlichkeit.
Transhumanz (Fernweidewirtschaft oder Wanderhirtentum) Als Transhumanz (Fernweidewirtschaft oder Wanderhirtentum) bezeichnet man die Wirtschaftsform, bei welcher Halbnomaden im klimatisch bedingten Jahresrhythmus mit ihre Viehherden von Weidegebiet zu Weidegebiet wandern. In Gebirgsregionen liegen die Weidegebiete in verschiedenen Höhenstufen. Die Transhumanz wird hier auch als Bergnomadismus oder Mehrstufenwirtschaft bezeichnet. Im Winterhalbjahr befinden sich das Vieh in tiefen Lagen, zum Beispiel in den Dörfern an den Talhängen oder im Talboden. Im Frühsommer steigen die Herden zu den bereits schneefreien Mittelalmen (Maiensässe) auf, im Sommer weiter hinauf zu den Weiden auf den Hochalmen (Alpen). In semiariden (halbtrockenen) Steppenregionen in Asien, Afrika usw. ziehen die weidenden Viehherden mit ihren Hirten von Futterplatz zu Futterplatz, von Wasserstelle zu Wasserstelle. Die jahreszeitlichen Wanderungen der Voll- und Halbnomaden führen in diesen Gebieten (zum Beispiel an den Rändern der Sahara) von winterwarmen Tieflandweiden in die sommerkühlen Hochebenen der Randgebirge. Bei den Vollnomaden wird der gesamten Haushalt auf den Wanderungen mitgeführt. Die Viehzüchterfamilien leben in transportablen Zelten. Im Gegensatz zum Vollnomadentum begleiten im Halbnomadismus jeweils nur wenige Menschen die Viehherden auf ihrer Wanderschaft. Der Rest der Viehzüchterfamilien leben das ganze Jahr hindurch in festen Behausungen innerhalb von Siedlungen. Die Nomadenwirtschaft ist eine wichtige Wirtschaftsform in den Steppen Afrikas. Die Hirten ziehen mit ihren Herden dem Weidefutter nach. Gras wächst dort, wo die Böden noch ausreichend Feuchtigkeit enthalten. Auf ihrer Wanderschaft von Weidegebiet zu Weidegebiet durchqueren die Viehherden auch Zonen, welche von Ackerbauern beansprucht werden, oder sie überqueren Staatsgrenzen, was oft zu Konflikten zwischen Viehzü̈chtern und Landwirten auf der einen Seiten und Staaten auf der anderen Seite führt. Einige Staaten bemühen sich, die Nomaden mit mehr oder weniger Zwang ganz oder wenigstens teilweise anzusiedeln. Sesshafte Einwohner/innen können von den staatlichen Einrichtungen (Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Wasserversorgung usw.) profitieren. Sie können besser betreut und auch besser kontrolliert werden. Der Steuereinzug und u.a. die Rekrutierung von Soldaten wird den Staaten so erleichtert. Teilweise heftige Konflikte zwischen Nomaden und Sesshaften flammen in vielen Teilen Afrikas immer wieder auf. Häufig ist Viehraub auch noch im 21. Jahrhundert der Auslöser für blutige Auseinandersetzungen zwischen Volksgruppen in Afrika. Zahlreiche Entwicklungsprojekte verfolgen daher das Ziel, die Einkommens- und Ernährungssituation der Bauern- und Hirtenbevölkerung zu verbessern. Die Art der Bewirtschaftung der Landflächen und die Nutzung natürlichen Ressourcen (Bsp. Grasland, Wasser usw.) in einer Region wird zwischen den Interessensvertretern der beteiligten Gruppen, den Viehzüchtern und den Ackerbauern, in Verhandlungen festgelegt. Durch Vereinbarungen unter den verschiedenen Gruppen konnten 4'000 Kilometer grenzüberschreitende Transhumanz-Korridore markiert und über 100 Transitbereiche in Niger eingerichtet werden. Die Vereinbarungen vereinfachten die Wanderbewegungen der Vieherden und reduzieren gleichzeitig das Konfliktpotenzial zwischen Viehbesitzern den Landwirten. Entlang den Korridoren verbesserten sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung. Ein besserer Zugang zu Schulen und Gesundheitseinrichtungen wurde aufgebaut. Naturkatastrophen, politische oder religiöse Auseinandersetzungen, das Ausbreiten von Seuchen bei Menschen oder Tieren usw. gefährden immer wieder die Erfolge der Entwicklungsarbeit.
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