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GELDSPIEL

SPIELENDE UND ANGEHÖRIGE VERLIEREN IMMER

Geschätzte 192'000 Personen spielen in der Schweiz exzessiv um Geld. Die Schweizer Lotterien sind unter den Spielenden in der Schweiz am stärksten verbreitet. Wer online spielt, geht potenziell mehr Risiken ein. Die Online-Angebote sind permanent verfügbar, der Bezug zum realen Geld und die soziale Kontrolle fehlen. Derweil ist der Vollzug des IP-Blockings, der Sperrung nicht bewilligter Onlinespielangebote, mit Schwierigkeiten behaftet. Im Zuge der Öffnung des Geldspielmarktes für Online-Casinospiele bräuchte es mehr Massnahmen, um Spielende zu schützen.

Rund drei Prozent spielen risikoreich um Geld

2,8% der befragten Personen zeigen im Jahr 2017 ein risikoreiches; 0,2% ein pathologisches Spielverhalten. So das Ergebnis einer von der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) und der interkantonalen Lotterie- und Wettkommission (Comlot) gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie, die auf Daten der jüngsten Schweizerischen Gesundheitsbefragung beruht. Die am häufigsten gespielten Spiele waren die Schweizer Lotterien (48,2%), gefolgt von anderen Glücksspielen wie Tombola oder privaten Spielen (14,3%).

Im internationalen Vergleich entsprechen diese Zahlen in etwa den Prävalenzwerten anderer Länder.

Eine Studie des Westschweizer Spielsuchtpräventionsprogramms PILDJ zeigt zudem, dass Onlineglücksspielangebote vorwiegend von einem männlichen Publikum genutzt werden. Jeder zehnte Spielende weist dabei ein problematisches Spielverhalten auf. Die Risikobereitschaft ist bei Jüngeren und Einkommensschwachen am höchsten. Online-Lotterien und Rubbellose sind unter den Spielenden in der Schweiz am meisten verbreitet (rund 85%). Weiter spielen knapp 20% Sportwetten, gefolgt von Casinospielen, dem Pokern, Finanz- und eSportwetten. Ein besonders hohes Risikoverhalten zeigt sich bei Sportwetten und Casinospielen. Bei Lotterien und Rubbellosen spielen deutlich weniger Menschen problematisch, durch die starke Verbreitung ist die Problemlast dort trotzdem am grössten.

Insgesamt berichteten Spielende, die in den letzten 30 Tagen Geld für Onlinegeldspiele ausgegeben haben, über eine durchschnittliche monatliche Ausgabe von 122.- CHF. Schätzungsweise ein Viertel der erfassten Ausgaben entfiel auf Spiele, für die zum Zeitpunkt der Umfrage kein legales Angebot bestand.

Spielende im Onlinebereich gehen potenziell ein überdurchschnittlich hohes Risiko ein. Die Online-Angebote sind permanent verfügbar, der Bezug zum realen Geld geht verloren und eine soziale Kontrolle fehlt. Wenn das Gerät wie das Handy jederzeit verfügbar ist, scheint sich das Gefährdungspotenzial für problematisches Spiel zu akzentuieren.

55.0% der Personen ab 15 Jahren haben im letzten Jahr Geldspiele gespielt (rund 3'498'000 Personen). 16.4% spielen häufig (rund 1'043'000 Menschen), sie spielen mindestens eine Art von Glücksspiel pro Monat. 3.0% der Bevölkerung haben ein exzessives Spielverhalten (risikoreiches oder pathologisches Glücksspiel), was etwa 192'000 Menschen entspricht (Daten für 2017).

Zunahme des Geldspielumsatzes in der Schweiz

Mit Schweizer Lotterien und Wetten wurden im Jahr 2018 2,87 Milliarden Franken umgesetzt, wie aus der Lotterie- und Wettstatistik des Bundesamtes für Justiz hervorgeht. Dies entspricht einer Zunahme von 1,9% gegenüber 2017. Swisslos sowie die Loterie Romande erzielten knapp 44% des gesamten Bruttospielertrages. Im Jahr 2018 erzielten die Schweizer Casinos einen Bruttospielertrag von gut 703,6 Millionen Franken, das sind mehr als 3% mehr als im Jahr zuvor. Die Spielbankenabgabe belief sich auf fast 332,2 Millionen. Die Bruttospielerträge beliefen sich im Jahr 2018 insgesamt auf 1647 Mio. Franken und die Abgaben für gemeinnützige Zwecke, AHV/IV etc. auf 921 Mio. Franken. Dem stehen Sozialkosten von mindestens 551 Mio. gegenüber.

Ende 2018 lag die Zahl der schweizweit geltenden freiwilligen oder angeordnetenSpielsperren bei 57'174. Die Sperre gilt für alle Schweizer Casinos und mit dem neuen Gesetz auch für die Onlineangebote der Lotterien.

Für viele Jugendliche gehören Glücksspiele zum Alltag

Im Rahmen der Längsschnittstudie GenerationFRee wurde zwischen 2014 und 2018 das Verhalten von über 2'000 jungen Freiburgerinnen und Freiburgern untersucht, namentlich was Glücks- und Geldspiele anbelangt. Die Studie zeigt, dass diese Spiele zum Leben der Jugendlichen dazu gehören, knapp 40% haben im Jahr 2018 gespielt. Ihre Eltern sind sich dieser Tatsache jedoch nur selten bewusst. Aus diesem Grund sollen sie stärker sensibilisiert werden, damit sie den Jugendlichen eine Präventionsbotschaft übermitteln können, wie der Kanton Freiburg mitteilte. Der Anteil an gefährdeten und problematisch Spielenden ist zwischen 2014 und 2018 von 0,4 auf 4,5% gestiegen, wobei in der letzten Kategorie nur wenige Mädchen anzutreffen sind.

Vollzug des "IP-Blockings" ist mit Schwierigkeiten behaftet

Seit Januar 2019 sind neu alle Geldspiele im Bundesgesetz über Geldspiele (BGS) geregelt. Es vereint das bisherige Spielbankengesetz (von 1998) und das Lotteriegesetz (von 1923). Das neue Gesetz öffnet den Markt für legale Angebote von Casinospielen im Internet; auch für Lotteriespiele gilt neu ein Mindestalter von mindestens 16 Jahren; kleine Pokerturniere ausserhalb von Casinos sind mit Bewilligung nun möglich. Dass zur Erarbeitung des Sozialkonzepts die Anbieter mit Fachpersonen zusammenarbeiten können, aber mit dem neuen Gesetz nicht mehr dazu verpflichtet sind, löste bei Suchtfachleuten enttäuschte Reaktionen aus.

Die Spielbank in Baden hat im Juli 2019 als erstes Casino der Schweiz eine Spielplattform online geschaltet. Danach haben die Spielbanken in Luzern, in Pfäffikon und in Davos Onlinespiele angeboten. Auch die Casinos in Bern und Interlaken dürfen solche Spiele anbieten.

Seit Inkrafttreten der neuen Bestimmungen hat die Eidgenössische Spielbankenkommission ESBK begonnen, nicht bewilligte Onlinegeldspielangebote zu prüfen. Sie veröffentlicht auf ihrer Webseite eine Liste von Geldspielen mit gesperrtem Zugang. Wie sich aber bald zeigte, blieben zahlreiche gesperrte Seiten aus diversen (technischen) Gründen eine Zeit lang weiterhin zugänglich. Die Umleitung auf die Stopp-Seite der ESBK funktioniert u.a. je nach Einstellungen des Browsers nicht. Ziel ist es, dass Spielende, die eine illegale Glücksspielseite aufrufen, auf die Internetseite www.stoppagebgs.esbk.admin.ch umgeleitet werden.

Spielerschutz hinkt der Realität hinterher

Mit der Öffnung des Schweizer Geldspielmarktes für Online-Casinospiele seit Anfang 2019 braucht es aus Präventionssicht mehr begleitende Massnahmen für den Spielerschutz. Dazu zählt ein strikterer Vollzug des IP-Blockings, d.h. die Sperrung nicht bewilligter ausländischer Onlinegeldspielangebote.

Zudem braucht es griffigere Massnahmen, um ein problematisches Spiel zu vermeidenoder frühzeitig zu erkennen. Nebst den Sozialkonzepten, welche in der Schweiz für Casinos verpflichtend sind, sind Massnahmen angezeigt wie landesweit gültige personalisierte Spielerkarten, welche ein Monitoring und eine bessere Identifikation von Problem-spielenden - auch im Lotterie- und Wettbereich ermöglichen. Wünschenswert ist auch ein Verbot von Push-Nachrichten, die fortlaufend zum Spiel animieren.

Die Spielsperrmöglichkeit ist ein bewährtes präventives Instrument. Doch in der Schweiz gesperrte Personen spielen oft im grenznahen Ausland weiter. Eine Kooperation von grenznahen Casinos im Rahmen von Spielsperren ist äusserst wünschenswert.

Damit Unterstützung leichter erfolgen kann und mehr Betroffene fachliche Hilfe suchen, ist mehr Sensibilisierung der Allgemeinbevölkerung und der Glücksspielbetroffenen angezeigt. Auch im letzten Herbst sorgte eine Kampagne für Sensibilisierung - dieses Mal mit dem Fokus auf dem Bereich «Onlineglücksspiele». Das interkantonale Programm Spielen ohne Sucht lancierte diese digitale Sensibilisierungskampagne im Auftrag von16 Deutschschweizer Kantonen. Mit leicht ironischen Kurzfilmen werden die Risiken und das Suchtpotenzial von Onlineglücksspielen aufgezeigt. Zudem werden Tipps und Hilfsangebote vermittelt.

Im Hinblick auf ein eventuell zukünftiges Monitoring ist der Zugang zu Daten für die Forschung nötig. Viele Daten sind vorhanden, müssten aber von den Aufsichtsbehörden und Anbietern zugänglich gemacht werden. Nur so können zukünftige Präventions- und Spielerschutzmassnahmen auf wissenschaftlicher Basis aufbauen und Risikogruppen in den Fokus nehmen.

Quelle: Text Stiftung Sucht Schweiz, 4. Februar 2020

Schweizer Suchtpanorama 2018 2018
Alkohol, Tabak, illegale Drogen, Geldspiel, Medikamente, Internet

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Quelle: Sucht Schweiz
Schweizer Suchtpanorama 2020
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