Im Zehn-Jahres-Vergleich schrumpfte die Zahl der Gewalttäter unter 21 Jahren sogar von 9'337 auf 5'269 und damit fast um die Hälfte. Demgegenüber ist die Zahl der Sechs- bis 20-Jährigen in der Bevölkerung Baden-Württembergs in diesem Zeitraum nur um rund zehn Prozent gesunken.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der jungen Gewalttäter 2014 um 6,7 Prozent auf 5'269 gesunken. Drei Viertel von ihnen waren Wiederholungstäter, die Hälfte agierte aus der Gruppe heraus und mehr als jeder Vierte stand zur Tatzeit unter Alkoholeinwirkung. Auch die Entwicklung bei Gewaltdelikten an Schulen ist 2014 mit einem Rückgang von 14 Prozent auf 846 (2013: 984) Übergriffe erfreulich. Auffälligstes Delikt bleibt allerdings nach wie vor die gefährliche/schwere Körperverletzung mit 182 Straftaten. Unter den Tatverdächtigen an Schulen waren auch 420 Kinder unter 14 Jahren. Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren ist im vergangenen Jahr erstmals seit 2007 wieder leicht um 3,2 Prozent auf 58'304 (2013: 56'478) Tatverdächtige gestiegen. Dieser Trend ist aber nicht auf einen Anstieg jugendtypischer Delikte, sondern zu grossen Teilen auf Begleitdelikte wegen der gestiegenen Flüchtlingszahlen zurückzuführen. "Allein bei den Aufenthalts- und Asylverstössen haben wir mit über 3'500 jugendlichen Tatverdächtigen weit mehr als die doppelte Zahl des Jahres 2013 (1'513) registriert", stellte Innenminister Reinhold Gall fest. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist die Zahl der Jungtäter insgesamt um 18,5 Prozent gesunken. Der Anteil der weiblichen Jungtäter steigt und hat sich 2014 auf über ein Viertel erhöht. Die Zahlen jugendtypischer Straftaten wie Diebstahl und Sachbeschädigung gehen durchweg weiter zurück. Bei Diebstählen hat sich die Zahl der tatverdächtigen Kinder im Zehn-Jahres-Vergleich sogar um mehr als die Hälfte verringert. Bei Diebstählen in/aus Verkaufsräumen lag der Mädchenanteil mit 45 Prozent überproportional hoch. Seit 2005 ist die Zahl der Jungtäter bei der Sachbeschädigung um rund 40 Prozent auf 4'824 Tatverdächtige geschrumpft. Im vergangenen Jahr sind, im Gegensatz zu 2013, auch weniger Menschen unter 21 Jahren Opfer einer Straftat geworden. Die Zahl sank um 2,5 Prozent auf landesweit 22'600, gegenüber 2005 bedeutet das einen Rückgang um gut 20 Prozent. Der Anteil der Buben liegt bei 60 Prozent. Allerdings waren die jungen Opfer mit einem Anteil von 24,4 Prozent an allen registrierten Opfern im Vergleich zum Anteil an der Wohnbevölkerung mit unter 20 Prozent nach wie vor leicht überrepräsentiert. Bei Vergewaltigungen und sexueller Nötigung lag der Opferanteil junger Menschen mit 35 Prozent besonders hoch. Der allgemeine Anstieg der Rauschgiftkriminalität spiegelte sich auch bei der jungen Generation wider. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der Jungtäter von 9'672 auf 11'291 (plus 16,7 Prozent) gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die negative Entwicklung zwar abgeschwächt (von 2012 auf 2013: plus 34,2 Prozent), sie betrifft aber weiterhin alle Altersgruppen. "Sehr bedenklich ist der Anstieg bei Kindern um 81,4 Prozent auf 185 Tatverdächtige", beklagte Innenminister Gall. Ein erheblicher Teil der Entwicklung bei der Rauschgiftkriminalität geht auf verstärkte Kontrollen an jugendspezifischen Treffpunkten und bei Veranstaltungen zurück. "Allerdings erschreckt mich die breite Verfügbarkeit und der sorglose Umgang mit illegalen Drogen. Die Bagatellisierung von und die anhaltende Legalisierungsdebatte bei Cannabis sind unverantwortlich und das völlig falsche Signal an die heutige Jugend", betonte Minister Gall. Daher werde die Polizei künftig bei der Rauschgiftkriminalität neben repressiven Mitteln mit nochmals ausgeweiteten präventiven Aktivitäten gegensteuern. Im Jahr 2014 sind durch die Polizeidienststellen landesweit 2'307 Veranstaltungen zur Drogen- und Suchtprävention organisiert worden. Insgesamt nahmen daran 66.117 Personen teil. Themenschwerpunkte waren "Alkohol und Drogen im Strassenverkehr" sowie "Illegale Drogen". Der grösste Teil der Veranstaltungen richtete sich an die Zielgruppe junger Menschen. Über 1'537 Veranstaltungen wurden für Schülerinnen und Schüler im Alter von elf bis 17 Jahren organisiert. In Baden-Württemberg ist im Januar dieses Jahres durch den Innen- und den Kultusminister eine gemeinsame Erklärung zum polizeilichen Präventionsangebot an Schulen unterzeichnet worden. Die Polizei des Landes unterstützt das Vorhaben des Kultusministeriums, die Prävention als Leitperspektive in die Bildungspläne aufzunehmen. "Die Polizei bietet nun erstmals ein flächendeckendes und für jede Schule im Land abrufbares Präventionsangebot zu den Schwerpunktthemen Gewaltprävention, Vorbeugung von Mediengefahren, Suchtprävention und Verkehrsunfallprävention an", erklärte der Innenminister. Bei der Suchtprävention haben alle Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 6 - 8 nun die Möglichkeit, durch die Polizei im Unterricht Informationen über Drogen und dabei insbesondere über die Wirkungsweisen, Risiken und Gefahren zu erhalten. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf den Themen Alkohol, Nikotin, Cannabiskonsum und synthetische Drogen/Ecstasy sowie den "neuen psychoaktiven Substanzen". Im 1. Halbjahr 2015 hat sich der günstige Trend bei den Gewaltdelikten junger Menschen fortgesetzt. Der weitere Rückgang betrifft vor allem die Altersgruppe der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren. Zudem ist die Anzahl junger Menschen vor allem bei Sachbeschädigungen weiter zurückgegangen. Auch die Gewalt an Schulen ist weiter gesunken, allerdings sind Kinder unter 14 Jahren verstärkt durch gefährliche/schwere Körperverletzung aufgefallen. Bei der Betäubungsmittelkriminalität ist im 1. Halbjahr ein weiterer Anstieg festzustellen. "Die insgesamt erfreulichen Entwicklungen im Bereich der Jugendkriminalität sind kein Zufall, sondern vielmehr das Ergebnis jahrelanger Arbeit und gemeinsamer Anstrengungen", sagte Minister Reinhold Gall. "Sie sind Beleg für die Wirkung der nachhaltig angelegten präventiven Massnahmen der Polizei zusammen mit anderen Netzwerkpartnern", unterstrich er. Durch die Polizeistrukturreform sei die Vernetzung von Präventionsthemen verstärkt und die Prävention durch die Angliederung der neu geschaffenen Präventionsreferate beim Polizeipräsidenten zur Chefsache gemacht worden. Durch polizeiliche und vernetzte Interventionsmassnahmen soll auch das dauerhafte Abgleiten in eine kriminelle Karriere bei den sogenannten jungen Schwellentätern beziehungsweise jugendlichen Intensivtätern verhindert werden. Hierzu werden verhaltensauffällig gewordene Kinder und Jugendliche frühzeitig in die Initiativprogramme aufgenommen. Zum 31. Dezember 2014 seien in Baden-Württemberg 198 Personen (2013: 192) als "Schwellentäter" und 336 (2013: 354) als "Jugendliche Intensivtäter" erfasst und betreut worden
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