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Die Auswirkungen des Kriegs auf die Männer in Somalia

Das Rift Valley Institute (RVI) hat im Mai 2015 die Studie «The Impact of War on Somali Men» in englischer Sprache veröffentlicht. Das RVI hat von Dezember 2013 bis Mai 2014 mit Interviews und Feldstudien eine Untersuchung in Somalia durchgeführt. In der Studie wurden auch Erkenntnisse von früheren Untersuchungen in diesem Gebiet von anderen Autoren berücksichtigt. Das Ziel des Projekts war es, die Auswirkungen des langjährigen Kriegs und der regionalen Konflikte in Somalia zu untersuchen. Die Studienergebnisse liefern den ausländischen Politikern und den Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, welche in Somalia zusammen mit einheimischen Kräften an der Befriedung des Landes arbeiten, ein vertieftes Wissen über die Auswirkungen des Kriegs und der gewalttätigen Konflikte auf die Lebensweise und das Verhalten der Männer in Somalia.

Nach Aussagen von Frauen und Mädchen aus Somalia, welche für die Studie befragt wurden, wird sich das Leben für die Frauen und Mädchen in diesem Land am Horn von Afrika so lange nicht ändern, bis die Probleme der somalischen Männer nicht gemildert oder gelöst werden.

Viele Faktoren beeinflussen die Lebenswege der Männer in Somalia

Weltweit ist das Bewusstsein für die Kriegsfolgen und die patriarchalisch geprägten Verhaltensweisen in den vergangenen Jahrzehnten ständig gewachsen. Die Kenntnisse über die Auswirkungen des langjährigen Kriegs auf die männliche und weibliche Jugend in Somalia ist weiterhin sehr bescheiden. Die jungen Frauen und Männer sind in einem Umfeld aufgewachsen, das seit ihrer Geburt mit alltäglichen Gewaltanwendungen, Vertreibungen, Auswanderungen und chronischer Instabilität geprägt war. Es ist wenig Wissen darüber vorhanden, was es in der heutigen Zeit heisst, eine Frau oder ein Mann in Somalia zu sein. Die internationale Gemeinschaft weiss oft nicht, wie mühsam und gefährlich es für Somalis auch heute noch ist, eine geschlechtsspezifische Identität zu finden.

Die somalische Gesellschaft setzt der Identitätsfindung viele Grenzen. Die Familienclans, das Alter, die Klasse, der Zivilstand, Religion und der soziale Status sind u.a. Faktoren, welche das Leben der jungen Menschen entscheidend beeinflussen. Es ist weitgehend noch unbekannt, wie schwierig es für einen Mann in Somalia ist, die durch die traditionellen Rollenbilder geprägte Lebensweise abzustreifen.

In der westlichen Gesellschaft sind die pauschalen und stereotypen Vorurteile über einen somalischen Mann kaum auszurotten. Die Vorurteile beschreiben den somalischen Mann als gewaltbereit und anfällig auf extremistische Ideen. Er stellt grundsätzlich eine Gefahr für die westlichen Sicherheitsbedürfnisse und das gesellschaftliche Wertesystem dar.

Informative Studie

Die RVI-Studie «The Impact of War on Somali Men» gewährt vorzügliche Einblicke in eine patriarchalisch geprägte Gesellschaft, welche nach Normen lebt, welche der westlichen Gesellschaft mehrheitlich nicht mehr eigen sind. Die Studie fördert das Verständnis für die Denk- und Lebensweise von Menschen, welche in eine andere Gesellschaftsordnung eingebunden sind. Das Lesen der Studie nährt die Einsicht, dass sich gesellschaftliche Veränderungen in Somalia nur in einem langen, oft mühsamen Prozess in die Wege leiten lassen. Ein Prozess, welcher nicht nur von westlichen Lösungsmustern gesteuert werden darf.

Das «Rift Valley Institute» wurde im Jahr 2001 als unabhängige, nichtgewinnorientierte Forschungs- und Trainingsorganisation gegründet. Das Tätigkeitsgebiet des Instituts erstreckt sich gegenwärtig über die Länder Somalia, Somaliland, Sudan, Südsudan, Kenia und die Demokratische Republik Kongo. Das Institut und das ihr angegliederte «Nairobi Forum» (Nairobi Forum for Research, Policy and Local Knowledge) verfolgt das Ziel, gut verständliche Kenntnisse über die Region und die in ihr lebendenden Gemeinschaften zu vermitteln. Das Institut will mit seiner Arbeit Informationen liefern, welche die lokalen Gegebenheiten so in einen Zusammenhang stellen, dass daraus folgerichtige politische und soziale Entwicklungen entstehen können.

Studie: Rolle der Männer in Somalia

Grundsätzliche Fragen, welchen die Studie nachging:

- Haben die Friedensbemühungen der letzten Jahre das Leben der Frauen in Somalia verbessert?

- Ist es wirklich wahr, dass Frauen immer die Opfer und die Männer die Kriegstreiber in Kriegen sind?

- Sind Männer wirklich mehr an Gewalttaten beteiligt als Frauen?

- Vorausgesetzt die internationale Gemeinschaft hält nur Frauen bei Kriegsereignissen als verletzlich: Was geschieht mit den Männern, welche durch den Krieg ebenso in ihrem Leben beeinträchtigt werden? Wie werden ihre Menschenrechte geschützt?

- Wie entwickelt sich das Zusammenleben von Frauen und Männern, wenn die internationale Gemeinschaft bei ihren Massnahmen nur auf das Leiden der Frauen fokussiert?

usw.

Einige Erkenntnisse aus dem Bericht

- Das Bewusstsein wächst, dass Männer und Frauen die Leiden eines Kriegs unterschiedlich erleben, ertragen und verarbeiten.

- Es ist offensichtlich, das die Probleme der Frauen und der Männer in einen Zusammenhang gebracht werden müssen und, dass bei deren Lösung die Identität beider Geschlechter berücksichtigt werden muss.

- Es gibt weltweit (nicht nur in Somalia) viele Wege, sich als Frau oder als Mann zu definieren. Die Geschlechteridentität variiert regional und wird von zahlreichen Faktoren wie den persönlichen Bedürfnissen, dem Alter, der Gesellschaftsschicht, der Volkszugehörigkeit usw. beeinflusst.

- Die Machtverhältnisse und die soziale Stellung beim Zusammenleben von Frauen und Männern ist äusserst vielschichtig und komplex. Dieselben Erkenntnisse gelten auch für das Zusammenleben innerhalb von eingeschlechtlichen Frauen- oder Männergruppen.

- Die patriarchalen Systeme sind so aufgebaut, dass sie die dominante Rolle der Männer festigen und den Frauen eine untergeordnete Rolle zuweisen. Diese Systeme verbinden kulturelle Traditionen mit institutioneller und auch religiöser Macht. Der Staatsapparat wird so aufgebaut und vernetzt, dass er der Erhaltung der patriarchalen Strukturen dient. In der patriarchalen Machtpyramide profitieren alle Männer, auch jene, welche in tieferen sozialen Schichten leben.

- Auch Männer aus der Unterschicht sind darauf bedacht, die normativ vorgegebene Männerrolle genau zu erfüllen. Diese Männerrolle ist fortwährenden Herausforderungen ausgesetzt. Sie erfordert ständig eine Bestätigung und scheint häufig bedroht.

usw.

Die Männerrolle ist schwierig zu leben

Ein Knabe in Somalia kann nicht darauf hoffen, dass er ohne Schwierigkeiten in die traditionelle Männerrolle hineinwachsen kann. Die «Männlichkeit» muss mit einer normativen Lebensweise "verdient" werden. Er muss die Qualitäten eines "richtigen Mannes" ständig verbessern und kultivieren. Seine «Männlichkeit» steht unter unablässiger Beobachtung und Beurteilung durch seine nächsten weiblichen und männlichen Familienmitglieder, durch die Angehörigen seines Familienclans und auch durch seine Freunde sowie Arbeitskollegen. Der Familienclan erwartet von ihm, dass er die Anweisungen der Clanchefs befolgt und, dass er regelmässig seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Clan nachkommt. Wer nicht folgsam ist oder nicht zahlt, verliert den Respekt der Clanmitglieder. Und das ist entwürdigend und schwer zu ertragen.

Die «Männlichkeit» erwirbt der junge Somali nicht durch ein Ritual an einem bestimmten Tag. Er muss sie Tag für Tag neu beweisen. Auch der Stimmbruch, die spätere Heirat oder die Geburt von Nachkommen werden lediglich als Etappenziele betrachtet. Der Somali kann seine «Männlichkeit» auch verlieren und dann wieder gewinnen. Somalische Männer, welche nach ihrer Flucht in Lagern leben müssen, sind meistens überzeugt, dass sie im Flüchtlingslager ihrer «Männlichkeit» beraubt wurden.

Khat - Die Männerdroge

Der Khat-Konsum ist unter den Männern in Somalia sehr populär. Die Frauen verkaufen Khat und erhöhen so das Familieneinkommen. Viele Männer kämpfen jedoch mit den negativen Folgen des Khat-Konsums. Die Männer werden durch den regelmässigen Drogengenuss depressiv. Sie werden zur Last für ihre Familien. Die Studie greift auch dieses Problem auf. Khat gilt in den meisten Staaten als illegale Droge.

Quelle: Rift Valley Institute, 9. Juni 2015 (Text: RAOnline)

Normative Qualitäten, welche von einem Mann in Somalia von seiner Frau und seinen Clanmitgliedern erwartet werden

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