Im Jahr 2017 wurden mit dem Stationsnetz des Erdbebendienstes der ZAMG weltweit rund 9'500 seismische Ereignisse registriert. 1'320 Erdbeben wurden in Österreich lokalisiert, davon wurden 63 von der Bevölkerung verspürt. Ausserdem waren in Österreich sieben Erdbeben aus den Nachbarländern spürbar.
Deutlich über dem Durchschnitt, aber wenige starke Beben Die Zahl der spürbaren Beben in Österreich lag 2017 deutlich über dem vieljährigen Durchschnitt von etwa 48 verspürten Beben pro Jahr. Ein Trend zu mehr Erdbeben sei aber in den letzten Jahren nicht zu beobachten, sagt Seismologin Meurers: "Die Zahl der Beben in Österreich schwankt über die Jahre stark. Ausserdem sagt die Gesamtzahl wenig über die Stärke aus. Heuer wurden zum Beispiel sehr viele schwache Beben verspürt und gemeldet, aber es gab vergleichsweise nur wenige starke Erdbeben." Nur vereinzelt Schäden Die Erdbeben im Jahr 2017 verursachten in Österreich nur vereinzelt Schäden an Gebäuden. So wurden bei den Beben in Fulpmes (3. November 2017) und Neunkirchen (10. November 2017) Risse an Innen- und Aussenwänden und das Abfallen von Verputzstücken gemeldet. Bei den meisten spürbaren Erdbeben im vergangenen Jahr berichtete die Bevölkerung von einem leichten Zittern oder Rütteln und einem grollenden Geräusch. Bei stärkeren Beben wurden auch ein Schwanken des Gebäudes und umgefallene Gegenstände gemeldet. Die meisten Erdbeben waren in Tirol spürbar
Auch Beben aus den Nachbarländern spürbar 2017 wurden ausserdem von der Bevölkerung in Österreich drei Erdbeben aus Südtirol wahrgenommen (vor allem in Tirol), zwei starke Ereignisse aus der Region Mittelitalien (vereinzelt in Kärnten und der Steiermark) und ein Beben aus Slowenien (in Kärnten). Ausserdem wurde ein kräftiges Erdbeben aus der Schweiz (Kanton Schwyz) in Vorarlberg und Tirol deutlich verspürt. Knapp 10'000 Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung Etwa 9'800 Wahrnehmungsberichte sind 2017 über das Online-Wahrnehmungsformular der ZAMG (www.zamg.at/bebenmeldung) eingelangt. Mehr als die Hälfte (5'400) davon sind dem kräftigen Erdbeben bei Fulpmes in Tirol am 3. November 2017 zuzuordnen. Die Daten geben Auskunft über die Stärke der Fühlbarkeit von Erdbeben. Seit Mai 2017 gibt es ein neues, verbessertes Wahrnehmungsformular, mit dessen Hilfe die Ermittlung des Intensitätsgrades auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98) mit höherer Genauigkeit erfolgen kann. Der Erdbebendienst der ZAMG bedankt sich bei der Bevölkerung für die zahlreichen Meldungen. Neue App "QuakeWatch Austria" Zahlreiche Erdbebenmeldungen meldete die Bevölkerung 2017 auch über die neue App "QuakeWatch Austria". Sie wurde von der ZAMG und der TU Wien im Rahmen der Sparkling Science und Citizen Science Projekte "Schools " Quakes" und "QuakeWatch Austria" gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des TGM Wien, der HTL Mödling und der HTL Wr. Neustadt entwickelt. Die App dient nicht nur der Übermittlung von Bebenmeldungen. Sie zeigt auch alle Erdbeben der letzten Stunden, Tage und Wochen in Österreich und weltweit, inklusive Distanz zum aktuellen Standort, sowie Tipps zum Verhalten bei Erdbeben und statistische Informationen. 2017 erneut ein Nukleartest registriert Unter den weltweit von der ZAMG gemessenen seismischen Ereignissen war 2017 wie auch schon im Vorjahr ein Nukleartest. Am 3. September wurde um 05:41 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit eine Explosion aus Nordkorea registriert. Dabei handelte es sich nach Angaben der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) um einen Nukleartest. Die seismischen Wellen erreichten Österreich nach einer Laufzeit von etwa 11 Minuten und wurden an allen Stationen deutlich aufgezeichnet. Die ZAMG ist Teil des weltweiten Kontrollnetzes zur Überwachung des Verbots von Kernwaffentests, das von der CTBTO organisiert wird. Die CTBTO ist die Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization) und hat ihren Sitz im Vienna International Centre in Wien. Die stärksten Erdbeben in Österreich im Jahr 2017 Völs, 12. Mai 2017 Das Erdbeben mit Epizentrum in Völs bei Innsbruck, Tirol, das am 12. Mai 2017 um 09:44 Uhr MESZ von zahlreichen Personen verspürt wurde, war mit einer Magnitude von 3,5 eines der stärksten des Jahres. Doch aufgrund der relativ grossen Herdtiefe von etwa 15 km waren die Erschütterungen nur mässig stark. Die meisten der etwa 600 Wahrnehmungsberichte stammten aus Innsbruck. Die Intensität erreichte maximal 4 Grad auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98). Bad Fischau, 30. Juli 2017 Viele Bewohner von Wiener Neustadt und Umgebung erschraken, als am 30. Juli 2017 morgens um 01:22 Uhr MESZ die Erde kräftig bebte. Das Epizentrum des Erdbebens der Magnitude 2,4 wurde in Bad Fischau (Niederösterreich) lokalisiert. Die Herdtiefe war mit 5 km relativ gering, daher wurden die Erschütterungen zum Teil stark verspürt. In einigen Fällen sind Gegenstände umgefallen, doch von Gebäudeschäden wurde nichts berichtet. Die Intensität wurde mit 4-5 Grad auf der EMS-98 bestimmt. Erdbebenserie Schottwien, 17. Oktober 2017 Im niederösterreichischen Semmeringgebiet wurden im Jahr 2017 zwei markante Erdbebenserien beobachtet. Bereits im Januar 2017 konnten innerhalb von 10 Tagen 52 schwächere Ereignisse lokalisiert werden, doch keines wurde von der Bevölkerung wahrgenommen. Am 16. Oktober 2017 wurde um 00:20 Uhr MESZ zunächst ein leichtes Erdbeben der Magnitude 2,1 von einigen Personen schwach verspürt. Wesentlich stärker war das Hauptbeben am 17. Oktober um 12:11 Uhr mit einer Magnitude von 3,0, das von vielen Personen deutlich und teilweise als erschreckend wahrgenommen wurde. Die Intensität betrug 4 Grad auf der EMS-98. Etwa 20 Minuten später folgte ein fühlbares Nachbeben der Magnitude 2,2. Bis zum 29. Oktober wurden insgesamt 141 Erdbeben in Schottwien lokalisiert - es handelt sich um eine der längsten Serien, die in diesem Gebiet jemals instrumentell registriert wurde. Fulpmes, 3. November 2017 Das stärkste Erdbeben des Jahres ereignete sich bei Fulpmes im Tiroler Stubaital am Abend des 3. November um 19:15 Uhr MEZ. Bei einer Magnitude von 3,9 wurde es von vielen Personen sehr stark verspürt. Zahlreiche Bewohner erschraken und flüchteten ins Freie. Zahlreiche Gegenstände fielen um oder stürzten aus Regalen. Aus vielen Orten im Stubaital, Wipptal und im Grossraum Innsbruck wurden leichte Schäden, wie Risse an Innen- und Aussenwänden und das Abfallen von Verputzstücken gemeldet. Die Epizentralintensität wurde mit 5-6 Grad auf der EMS-98 bestimmt. Das Erdbeben konnte auch im gesamten Zillertal und Ötztal, sowie bis in den Raum Landeck, Reutte und Achenkirch verspürt werden. Dem Hauptbeben folgte um 19:47 Uhr MEZ ein Nachbeben der Magnitude 2,9, das abermals von vielen Personen verspürt wurde - die Intensität betrug 4 Grad auf der EMS-98. In den nächsten Stunden und Tagen folgten noch weitere fühlbare Nachbeben, das stärkste wurde am 21. November nachts um 00:04 Uhr MEZ mit einer Magnitude von 2,9 und einer Intensität von 4 Grad registriert. Insgesamt wurden bei Fulpmes seit dem Hauptbeben 189 zum Grossteil sehr schwache Nachbeben lokalisiert. Neunkirchen, 10. November 2017 Das südliche Niederösterreich wurde am 10. November 2017 um 17:40 Uhr MEZ von einem kräftigen Erdbeben der Magnitude 3,7 erschüttert, dessen Epizentrum knapp südlich von Neunkirchen lag. Viele Menschen erschraken und berichteten von starkem Rütteln und umgefallenen Gegenständen. Aus einigen Orten rund um das Epizentrum sind Berichte über leichte Schäden, wie etwa Verputzrisse, eingegangen. Die Epizentralintensität betrug 5 Grad auf der EMS-98. Die Erschütterungen wurden vereinzelt bis Graz und Gänserndorf wahrgenommen.
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