Jurapark Aargau: Studierende der ZHdK erwecken das Jurameer zu neuem Leben Vor rund 160 Millionen Jahren erstreckte sich ein Meer über das Gebiet des Jurapark Aargau. Noch heute sind Spuren sichtbar: Versteinerungen aus der Jurazeit. Diese kleinen Weltwunder der Erdgeschichte erwecken die Studierenden des Bachelors Scientific Visualization der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zu neuem Leben.
Das Projekt: Zeitreise zum Urmeer Im November besuchten die Studierenden der ZHdK den Jurapark Aargau. Sie liessen sich während einer Führung durch das Eisenbergwerk inspirieren und wurden auf ihre Projektarbeit vorbereitet. Anschliessend erarbeiteten die Studierenden Konzeptideen, die das Jurameer und seine damaligen Lebewesen erlebbar machen. Sie präsentierten im Dezember 2018 ihre Ideen an der Zürcher Hochschule der Künste: • Mit «700 Meter unter Tag» nehmen Chi Lui Wong und Michelle Hartmann die Zuschauer mit auf eine Zeitreise durch die Gesteinsschichten, vorbei an Mammut und Triceratops bis hin zum Jurameer. Die Betrachter lernen den berühmtesten Bewohner des Jurameers kennen und werden von ihm schliesslich zum heutigen Ammoniten-Schauplatz in Herznach geführt. • Gioia Loretz und Gabriela Gehrer erzählen in «Ewige Liebe» die Geschichte zweier sich liebender Ammoniten. Diese kamen im Jurameer aufgrund eines Unwetters um und wurden sedimentiert. Mit bewegten Infografiken erklären sie Verortung, Zeitdimension, Plattenverschiebung und Sedimentierung. • Josh Binswanger und Maren Lebender nehmen die Zuschauer mit in die faszinierende Welt des Jurameers. Mit ihrem Projekt «Es war einmal...» zeigen sie, wie der «Ammonitenfriedhof» entstand und wieso dieser heute im Jurapark Aargau sichtbar ist. • Smilla Berger und Rahel Kern reisen zusammen mit einem Protagonisten in die Vergangenheit. Während er der Geschichte des Ammoniten lauscht, erfahren die Zuschauer, wie es dazu kam, dass er heute auf dem Berg als Versteinerung wieder gefunden werden kann. Sieg für Liebesgeschichte von Ammon und Ammonita Eine Jury aus sieben Experten beurteilte die Projekte. Am meisten überzeugt hat sie «Ewige Liebe». Stefan Schraner, vom Verein Eisen und Bergwerke VEB fasst zusammen: «Das Projekt hat gepunktet mit der Kombination aus wissenschaftlicher Informationsvermittlung und Emotionen -der Liebesgeschichte der zwei Ammoniten, Ammon und Ammonita. Wir sind überzeugt, dass durch den emotionalen Ansatz das Interesse geweckt werden kann an den Versteinerungen aus der Jurazeit». Das Gewinnerprojekt wird bis im Sommer 2019 umgesetzt und an einer Vernissage im Jurapark Aargau der Öffentlichkeit präsentiert. Anna Hoyer, Projektleiterin Umweltbildung und Natur im Jurapark Aargau, zeigte sich beeindruckt von den Visualisierungen der Studierenden: «Wir sind begeistert, was seit dem Besuch der Studierenden bei uns entstanden ist: vier so vielfältige Projekte mit mutigen Ideen und bereits beeindruckenden Visualisierungen».
Wissen visualisieren In einer zunehmend visuell orientierten Gesellschaft werden Verständigung und Erkenntnis stärker denn je über Bilder gesteuert. «Die Studierenden lernen, Inhalte visuell attraktiv und gut verständlich zu vermitteln. Das Projekt über das Jura bietet ihnen eine gute Gelegenheit, dieses Können praktisch umzusetzen», fasst Karin Seiler, Leiterin des Bachelor «Scientific Visualization», zusammen. Bilder schaffen nicht nur ein hohes Mass an Aufmerksamkeit, Visualisierungen erhöhen auch die Erfassbarkeit von Informationen; sie machen komplexe Erkenntnisse und optisch nicht einsehbare Zusammenhänge sichtbar. Die Wissensvisualisierung gewinnt deshalb für Lehre, Forschung, insbesondere aber auch für die Öffentlichkeit zunehmend an Relevanz. Kleine Weltwunder in den Schweizer Pärken Die Zusammenarbeit des Jurapark Aargau mit der ZHdK erfolgt im Rahmen der Kampagne «Kleine Weltwunder» des Bundesamt für Umwelt BAFU und in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Schweizer Pärke. Mit der nationalen Kampagne wird auf die Rolle der 18 Schweizer Pärke für Kultur, Wirtschaft, Natur und Bildung aufmerksam gemacht. Der Schweizerische Nationalpark ist der bekannteste und älteste dieser Pärke, die zu den ursprünglichsten Natur-und Kulturlandschaften der Schweiz gehören. Der Jurapark Aargau, als weiteres Beispiel eines Schweizer Parks, gehört seit 2012 als Regionaler Naturpark dazu. Die Schweizer Pärke bieten unzählige Erlebnisse und Besonderheiten. Mit der Kampagne wird deshalb die natürliche und kulturelle Vielfalt der Schweizer Pärke in den Fokus der Schweiz gerückt und zum Entdecken dieser unzähligen «kleinen Weltwunder» eingeladen. Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, Fachrichtung Knowledge Visualization Die Fachrichtung «Knowledge Visualization» gehört zum Departement Design der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Sie vermittelt angehenden Designerinnen und Designern spezifische bildgestalterische Kompetenzen im Rahmen eines Bachelor-und eines Masterstudiums. Die Studierenden lernen, wissenschaftliche Befunde überzeugend und attraktiv zu vermitteln. Die Ausbildung fokussiert auf konzeptionelle und gestalterische Fähigkeiten und befähigt zum Einsatz analoger wie digitaler Medien. Die Studierenden setzen sich intensiv mit gestalterischen und ästhetischen Kriterien der Wissensvermittlung auseinander und entwickeln - stets in enger Zusammenarbeit mit Fachexperten und -expertinnen und Institutionen verschiedenster Wissenschaftsbereiche - visuelle Lösungen für aktuelle Vermittlungsfragen. Die Schweizer Pärke Die Schweizer Pärke zeichnen sich durch schöne Landschaften, eine reiche Biodiversität und hochwertige Kulturgüter aus. Neben dem Schweizerischen Nationalpark, den es bereits seit gut 100 Jahren gibt, sind -immer auf Initiative der lokalen Bevölkerung -in den letzten zehn Jahren 17 neue Pärke entstanden. Sie sind weitgehend intakte, vielfältige, natürliche oder vom Menschen naturnah gestaltete Lebensräume. Die Parkgemeinden zusammen mit der Bevölkerung und den Kantonen sind bestrebt, diese Werte zu erhalten und für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ihrer Regionen weiter zu steigern und nachhaltig zu nutzen. Das Netzwerk Schweizer Pärke Das Netzwerk Schweizer Pärke ist der nationale Dachverband aller Pärke und Parkprojekte der Schweiz. Es vertritt die Pärke politisch auf Bundesebene, in nationalen Kooperationen und internationalen Verbänden. Das Netzwerk fördert die positive Wahrnehmung, die Bekanntheit, die Identität und fachliche Entwicklung der Pärke. Es führt für die Pärke verschiedene Projekte zu Geoinformation, Tourismus, Landschaft oder Bildung durch. www.parks.swiss Das Bundesamt für Umwelt BAFU Der Bund fördert die Errichtung und den Betrieb der Schweizer Pärke seit dem 1. Dezember 2007. Als Fachstelle des Bundes für die Pärke von nationaler Bedeutung zeichnet das BAFU Pärke, die auf Basis freiwilliger Initiativen in den Regionen entstanden sind und die Anforderungen erfüllen, mit dem Parklabel aus. Das BAFU unterstützt die Kantone mit Finanzhilfen für die Errichtung, den Betrieb und die Qualitätssicherung der Pärke und sorgt für den markenrechtlichen Schutz der Park-und Produktelabel und deren Bekanntmachung.
Vor rund 165 Millionen Jahren lag das Gebiet des Jurapark Aargau am Grund des damaligen Meeres, von den Geologen «Tethysmeer» (Ur-Ozeans zwischen Afrika und Eurasien) genannt. Im Juragebirge finden sich versteinerte Schalen von Meerestieren aus der Jurazeit. Im Eisenbergwerk in Herznach ist ein Stück des Meeresbodens des Jurameers besonders gut sichtbar - und seit April 2018 öffentlich zugänglich. Inder Schichtplatte findet sich eine aussergewöhnliche Anhäufung von Ammoniten-Gehäusen. Ammoniten waren tintenfischartige Lebewesen mit einem spiralförmigen Gehäuse. Stefan Schraner, Präsident des Vereins Eisen und Bergwerke (VEB), hat deshalb ZHdK-Studierende des Bachelors «Scientific Visualization» eingeladen, mit ihrem gestalterischen Können die Geschichte dieser faszinierenden Meeresfossilien darzustellen. Der entstandene Animationsfilm macht die kleinen Weltwunder der Fossilienfunde einem breiten Publikum zugänglich. Emotionale Zeitreise zum Urmeer In «AMMON & AMMONITA - Eine Liebe für die Ewigkeit» erzählen Gabriela Gehrer und Gioia Loretz die Liebesgeschichte von Ammon und Ammonita. Die beiden Tiere begegnen sich vor 165 Millionen Jahren im Jurameer und verlieben sich. In einem Unwetter kommen sie um, werden am Meeresgrund abgelagert und nach und nach von Kalkschlamm zugedeckt. Ammon und Ammonita überdauern gemeinsam den Lauf der Zeit, bis Geologen sie 2018 bei Ausgrabungen wieder entdecken. Emotional aufbereitet erklären die Studentinnen anhand von bewegten Infografiken die Zeitdimensionen, die Sedimentierung der Ammoniten und die Jurafaltung. Sie zeigen, wie sich das damalige tropische Jurameer über Jahrmillionen zur heutigen Aargauer Hügellandschaft gewandelt hat.
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