Geomorphologie: Massenbewegungen
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Rutschung in Brienz/Brinzauls (Graubünden)
Geomorphologie Massenbewegungen Bergsturzgefahr im Albulatal
Rutschung Brienz: Phase Rot 2023
12. Mai 2023, 18 Uhr: Das Dorf Brinzauls wird evakuiert
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Brienz/Brinzauls: Bedrohtes Dorf in der Bergsturzzone

Phase ROT: Das Dorf Brienz-Brinzauls wird bis am 12. Mai 2023 um 18 Uhr evakuiert

Der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra hat am 9. Mai 2023 für das Dorf Brienz/Brinzauls die Phase Orange im örtlichen Evakuierungsplan verfügt. In der Phase ORANGE wird die Dorfbevölkerung aufgerufen, Massnahmen zu treffen, damit das Dorf bis am Freitag, 12. Mai 2023, 18.00 Uhr, vollständig evakuiert werden kann und ohne Menschen sowie domestizierte Tiere sein wird.

Die Gemeinde Albula-Alvra hat die Bevölkerung des gefährdeten Dorfes mit mehreren öffentlichen Veranstaltungen und zahlreichen Info-Bulletins über die Entwicklung im Rutschgebiet und eine mögliche Evakuierung vorbereitet.

Ab Freitag 12. Mai 2023, 18 Uhr gilt für die Gefahrenzone Brienz-Brinzauls die Phase Rot. Es gilt ein totales Betretungsverbot für das evakuierte Gebiet.

Die Gemeinde Albula-Alvra hat in Zusammenarbeit mit Experten und Expertinnen von kantonalen Amtsstellen, von Bundesämtern sowie privaten Unternehmen einen Evakuierungs- und Massnahmenplan entwickelt, welcher bei Bedarf über einen Gefahrenstufenplan abgewickelt würde.

Der Gefahrenstufenplan

Der Gefahrenstufenplan fürdie Region Brienz-Brinzauls besteht aus 5 Phasen. Jeder Phasewird je eine Farbe zugeordnet.

In der Phase GRÜN (Gefahrenstufe 1) geht von den Gesteinsmassen am Berg keine unmittelbare Gefahr aus.

Während der Phase GELB rechnet das Expertenteam damit, dass innerhalb von 2 bis 6 Wochen eine gefährliche Massenbewegung am Berg entstehen könnte.

In der Phase ORANGE geht vom Berg noch eine grössere Gefahr aus. Die Behörden fordern die Bevölkerung auf, das Dorf allenfalls mit ihren Tieren zu verlassen. Innerhalb von drei Wochen wird mit einem grösseren Rutschereignis gerechnet.

Während der Phase ROT hat sich am Berg eine Situation aufgebaut, welche das Dorf ernsthaft gefährden kann. gefährden kann. Es wird erwartet, dass das Ereignis innerhalb der nächsten vier bis zehn Tage bevor steht. Die Behörden verfügen ein totales Betretungsverbot für das evakuierte Gebiet.

Die Behörden rufen die Gefahrenstufe BLAU aus, wenn sie unmittelbar mit einem grösseren Abbruch rechnen. Der bereits gesperrte Perimeter ROT wird durch einen gesperrten Perimeter BLAU ergänzt. Im Perimeter BLAU liegen u.a. die westlich des Dorfes verlaufende Ortsverbindungsstrasse Tiefencastel auf die Lenzerheide sowie die südlich, entlang des Flusses Albula verlaufende Strassen- und Bahnverbindung von Tiefencastel nach Filisur.

Im Rutschgebiet ist im Sektor "Insel" ein Paket von rund 1,9 Millionen m3 Gestein in stetiger Bewegung in Richtung Dorf. Das Gesteinspaket besteht aus Dolomitgestein und der dolomitartiger Rauwacke. Rauwacke ist ein gelbliche, poröses Dolomitgestein.

Lageentwicklung ab Ende Mai 2023

Nach Angaben des Frühwarndiensts Albula/Alvra (Daten: HMQ | Monitron) hat sich die Rutschgeschwindigkeit des Sektors «Insel» vom Februar 2023 mit rund 5 cm/Tag bis gegen Ende Mai mit 25 cm/Tag erhöht.

Bis am 12. Mai 2023 erfolgte die Beschleunigung (Geschwindigkeitserhöhung) exponentiell (immer stärker ansteigend, immer höhere Geschwindigkeit pro Zeiteinheit). Seit dem 12. Mai 2023 erfolgt die Beschleunigung linear (in gleichen Zeitabständen gleiche Geschwindigkeitszunahmen). Das Rutschgebiet wird von einem dichten Netz mit Messgeräten (Steinschlagradar, Photogrammetrie, Tachymetrie, Georadar und GPS).

Bergführer wurden mit einem Helikopter zur Insel hoch geflogen, wo sie einige Messpunkte mit Reflektoren im brüchigem Fels verankerten.

Aufgrund er bis am 25. Mai 2023 aufgezeichneten Daten können die Geologen keinen Abbruchszenario (Felssturz, Schuttstrom, Bergsturz) eindeutig vorhersagen. Sie gegen davon aus, dass sich das Risiko für einen grösseren Abbruch durch diese neuste Entwicklung oben am Berg etwas vermindet hat.

Quelle: u.a. Bulletins der Gemeinde Albula-Alvra
Text: RAOnline
Auf der Website der Gemeinde Albula/Alvra (www.albula-alvra.ch) werden alle aktuellen Informationen zum Brienzer Rutsch publiziert.
Das Dorf Brienz (romanisch: Brinzauls) liegt nordöstlich von Tiefencastel (romanisch: Casti) auf rund 1'150 m ü.M. und damit rund 300 m über dem Fluss Albula (romanisch: Alvra). Im Dorf, welches an der Verbindungsstrasse von der Lenzerheide nach Davos liegt, lebten 2020 noch rund 100 Einwohner/innen. Zur Gemeinde Albula/Alvra gehören die Dörfer Brienz/Brinzauls, Surava, Tiefencastel und Vazerol.
Die mittelalterliche Festung Belfort wurde im 13. Jahrhundert von den mächtigen Freiherren von Vaz bewohnt. Die Burgruinenanlage ist renoviert und ist zu Fuss zugänglich.

Flyschgestein

Flysch ist ein Sedimentgestein, in welchem sich Sand mit verschiedenen Korngrössen und Ton verfestigt haben. Flyschgesteine entstanden vor allem entlang von Kontinentalrädern, wo Flüsse Erosionsmaterial abgelagert hatten. Die Helvetischen Decken im Alpenraum bestehen zu einem grossen Teil aus Flyschgestein.

Dolomit

Dolomit ist eindem Kalkstein ähnliches, aus Magnesium und Calcium aufgebautes marines Sedimentgestein.

Rauwacke (Zelldolomit)

Gelblicher, poröser Dolomit mit Hohlräumen durch Auswaschung und darin einglagertem Gips.

Allgäu-FM oder Allgäuformation oder Allgäuschichten

Die Allgäuschichten wurden im Erdzeitalter Mesozoikum in den Epochen Lias und Dogger derJura-Formation in Sedimentationsbecken der Nördlichen Kalkalpen abgelagert. Sie bestehen häufig aus kalk- und tonreichen Mergelgesteinen. Diese Schichten werden vor allem in abgerutschten Steilhängen sichtbar. (siehe auch: Faltenjura im Kanton Aargau)

Bergsturz Ein Bergsturz ist eine Massenbewegung von Felsblöcken, Geröll und Schutt mit einem Volumen von über einer Million m3 Material.
Felssturz Von einem Felssturz spricht man, wenn sich Felsblöcke, Geröll und Schutt mit einem Volumen von weniger einer Million m3 talwärts bewegen.
Steinschlag Ein Steinschlag ist ein Sturzprozess, bei welchem sich kleinere Mengen von Fels-, Schutt- und Steinmaterial, oft sogar nur einzelne Steine ins Tal stürzen. Grössere Steinschlagereignisse können u.a. Verkehrsverbindungen und Wanderwege kurzzeitig blockieren.
Murgang oder Rüfe Murgänge sind eine Mischung aus Hochwasser, Erdrutsch und Felssturz. Murgänge oder Rüfen sind «Gerölllawinen».
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