Im Jahr 2017 waren 112,9 Millionen Personen bzw. 22,5% der Bevölkerung in der Europäischen Union (EU) von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet, dass sie sich in mindestens einer der folgenden drei Situationen befanden: sie waren nach Zahlung von Sozialleistungen von Armut bedroht (Einkommensarmut), sie litten unter erheblicher materieller Deprivation oder lebten in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit.
Diese Daten wwurden von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, anlässlich des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut veröffentlicht. Quote der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen in Bulgarien am höchsten, in der Tschechischen Republik am niedrigsten Im Jahr 2017 war in drei Mitgliedstaaten mehr als ein Drittel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht: in Bulgarien (38,9%), Rumänien (35,7%) und Griechenland (34,8%). Die niedrigsten Anteile von Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht waren, wurden hingegen in der Tschechischen Republik (12,2%), Finnland (15,7%), der Slowakei (16,3%), den Niederlanden (17,0%), Slowenien und Frankreich (je 17,1%) sowie in Dänemark (17,2%) verzeichnet. Grösster Rückgang der Quote der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen in Polen, höchster Anstieg in Griechenland Von den Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, erhöhte sich seit 2008 die Quote der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen in zehn Mitgliedstaaten, wobei die höchsten Anstiege in Griechenland (von 28,1% im Jahr 2008 auf 34,8% im Jahr 2017 bzw. +6,7 Prozentpunkte, Pp.), Italien (+3,4 Pp.), Spanien (+2,8 Pp.), den Niederlanden (+2,1 Pp.), Zypern (+1,9 Pp.) und Estland (+1,6 Pp.) verzeichnet wurden. Im Gegensatz dazu wurde der stärkste Rückgang in Polen registriert (von 30,5% auf 19,5% bzw. -11,0 Pp.), gefolgt von Rumänien(-8,5 Pp.), Lettland (-6,0 Pp.) und Bulgarien (-5,9 pp.). Etwa jede sechste Person in der EU war armutsgefährdet. Bei der Betrachtung der drei Komponenten, die Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung ausmachen, zeigt sich, dass 16,9% der Bevölkerung in der EU im Jahr 2017, nach Zahlung von Sozialleistungen, armutsgefährdet war. Das bedeutet, dass ihr verfügbares Einkommen unter der jeweiligen nationalen Armutsgefährdungsschwelle lag. Der Anteil der armutsgefährdeten Personen in der EU hat sich gegenüber 2016 (17,3%) leicht verringert, ist jedoch immer noch höher als 2008 (16,6%). Da die Armutsgefährdungsschwellen die tatsächliche Einkommensverteilung in den Ländern widerspiegeln, unterscheiden sie sich deutlich zwischen den Mitgliedstaaten und verändern sich ebenfalls mit der Zeit. In den EU-Mitgliedstaaten war mehr als jede fünfte Person in Rumänien (23,6%), Bulgarien (23,4%), Litauen (22,9%), Lettland (22,1%), Spanien (21,6%), Estland (21,0%), Italien (20,3%) und Griechenland (20,2%) armutsgefährdet. Die niedrigsten Armutsgefährdungsquoten verzeichneten dagegen die Tschechische Republik (9,1%), Finnland (11,5%), Dänemark und die Slowakei (je 12,4%), die Niederlande (13,2%), Frankreich und Slowenien (je 13,3%) sowie Ungarn (13,4%). Gegenüber 2008 erhöhte sich der Anteil der armutsgefährdeten Personen in neunzehn Mitgliedstaaten, für die Daten verfügbar sind, blieb in einem unverändert und ging in sieben zurück. … jede/r Vierzehnte litt unter erheblicher materieller Deprivation… In der EU litten 6,9% der Bevölkerung im Jahr 2017 unter erheblicher materieller Deprivation. Dies bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen auf Grund von fehlenden Mitteln eingeschränkt waren: Sie waren z. B. nicht in der Lage, ihre Rechnungen zu bezahlen, ihre Wohnung angemessen zu beheizen oder eine einwöchige Urlaubsreise zu finanzieren. Der Anteil der Personen in der EU, die unter erheblicher materieller Deprivation litten, verringerte sich sowohl gegenüber 2016 (7,5%) als auch gegenüber 2008 (8,5%). Der Anteil derjenigen, die im Jahr 2017 unter erheblicher materieller Deprivation litten, unterschied sich deutlich zwischen den Mitgliedstaaten: Er reichte von 30,0% in Bulgarien, 21,1% in Griechenland und 19,7% in Rumänien bis zu unter 4% in Schweden (1,1%), Luxemburg (1,2%), Finnland (2,1%), den Niederlanden (2,6%), Dänemark (3,1%), Malta (3,3%), Deutschland (3,4%), Österreich und der Tschechischen Republik (je 3,7%). Im Vergleich zum Jahr 2008 erhöhte sich der Anteil der Personen, die unter erheblicher materieller Deprivation litten, in neun Mitgliedstaaten, für die Daten verfügbar sind, und ging in achtzehn zurück. … und jede/r Elfte lebte in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit Mit Hinblick auf den Indikator zur niedrigen Erwerbstätigkeit lebten 9,3% der Bevölkerung unter 60 Jahren in der EU in Haushalten, in denen die Erwachsenen im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20% ihres Erwerbspotentials ausgeschöpft hatten. Dieser Anteil ging gegenüber 2016 (10,5%) deutlich zurück und erreichte nahezu das Niveau von 2008 (9,2%). Irland (18,2% im Jahr 2016), Griechenland (15,6%), Belgien (13,5%), Kroatien (13% im Jahr 2016), Spanien (12,8%) und Italien (11,8%) verzeichneten die höchsten Anteile derjenigen, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit lebten, während die Slowakei (5,4%), die Tschechische Republik (5,5%), Polen (5,7%), Estland (5,8%) und Slowenien (6,2%) die niedrigsten Anteile registrierten. Gegenüber 2008 erhöhte sich der Anteil der Personen unter 60 Jahren, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben, in achtzehn Mitgliedstaaten, für die Daten verfügbar sind, und ging in neun zurück. Geografische Informationen Zur Europäischen Union (EU) gehören Belgien, Bulgarien, die Tschechische Republik, Dänemark, Deutschland, Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Kroatien, Italien, Zypern, Lettland, Litauen, Luxemburg, Ungarn, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, die Slowakei, Finnland und Schweden. Das Vereinigte Königreich (Grossbritannien) hat die EU am 31. Januar 2020 verlassen. Zum Euroraum gehören Belgien, Deutschland, Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Zypern, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, die Slowakei und Finnland. Methoden und Definitionen Die auf dieser Seite veröffentlichten Daten zur Armutsgefährdung oder sozialen Ausgrenzung basieren auf der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Die EU-SILC Erhebung ist die Referenzquelle der EU für vergleichbare Statistiken über Einkommensverteilung, Armut und Lebensbedingungen. Die Armutsgefährdungsquoteist der Anteil der Personen, deren gesamtes Haushaltseinkommen (nach Sozialleistungen, Steuern und sonstigen Abzügen), das für Ausgaben und Sparen zur Verfügung steht, unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt, welche auf 60% des nationalen verfügbaren Median-Äquivalenzeinkommens nach Sozialleistungen festgelegt ist. Dieser Indikator misst nicht den Wohlstand oder die absolute Armut, sondern einim Vergleich zu anderen Personen im gleichen Landniedriges Einkommen. Die Schwelle ist abhängig von der Einkommensverteilung in einem Land bezogen auf ein bestimmtes Jahr und unterscheidet sich je nach Haushaltszusammensetzung. Deshalb ist zu beachten, dass die Armutsgefährdungsquote eine relative Messgrösse von Einkommensarmut darstellt und dass sich die Armutsschwelle deutlich zwischen den Mitgliedstaaten unterscheidet. Diese Schwelle verändert sich ebenfalls mit der Zeit, da sie der Entwicklung des nationalen verfügbaren Medianeinkommens folgt: In einer Reihe von Mitgliedstaaten ist die Schwelle aufgrund der Wirtschaftskrise im Zeitraum von 2008 bis 2017 gesunken (Griechenland und Zypern) oder blieb nahezu unverändert (Spanien und Italien). Zur Referenzbevölkerung gehören alle privaten Haushalte und ihre derzeitigen Mitglieder, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung im Gebiet dieses Mitgliedstaats ansässig sind. In Gemeinschaftshaushalten und in Institutionen lebende Personen sowie kleine, entlegene Teile des Gebiets eines Landes, auf die nicht mehr als 2% seiner Gesamtbevölkerung entfallen, sind generell aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen. Personen, die armutsgefährdet sind, sind diejenigen, die in einem Haushalt mit einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle leben, welche auf 60% des nationalen verfügbaren Median-Äquivalenzeinkommens (nach Sozialleistungen) festgelegt ist. Das Äquivalenzeinkommen wird berechnet, indem das Gesamteinkommen des Haushalts durch seine, durch Anwendung folgender Gewichte, bestimmte Grösse geteilt wird: 1,0 auf den ersten Erwachsenen, 0,5 auf die übrigen Haushaltsmitglieder ab 14 Jahren und 0,3 auf jedes Haushaltsmitglied unter 14 Jahren. Personen, die unter erheblicher materieller Deprivation leiden, leben unter Bedingungen, die durch fehlende Mittel eingeschränkt sind, und sind von mindestens 4 der folgenden 9 Deprivationskategorien betroffen: Sie sind nicht in der Lage 1) die Miete/Hypothek oder Rechnungen für Versorgungsleistungen pünktlich zu bezahlen, 2) die Wohnung angemessen zu beheizen, 3) unerwartete Ausgaben zu tätigen, 4) jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder ein Proteinäquivalent zu essen, 5) eine einwöchige Urlaubsreise zu machen, sich 6) ein Auto, 7) eine Waschmaschine, 8) einen Farbfernseher oder 9) ein Telefon (einschl. Mobiltelefon) leisten zu können. Personen, die in Haushalten mit sehr geringer Erwerbstätigkeit leben, sind diejenigen im Alter von 0-59 Jahren, die in Haushalten leben, in denen die Erwachsenen (18-59 Jahre) im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20% ihres Erwerbspotentials ausgeschöpft hatten. Studenten sind nicht miteinbezogen. Die Gesamtzahl der Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, ist geringer als die Summe der Personen in jeder der drei einzelnen Komponenten von Armut und sozialer Ausgrenzung, da einige Personen gleichzeitig von mehr als einer dieser Konditionen betroffen sind.
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