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SILC 2020 - Erhebung über die Einkommen und die Lebensbedingungen in der Schweiz
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Lebensbedingungen in der Schweiz unter den besten in Europa
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Im europäischen Vergleich sind der allgemeine Lebensstandard und die Lebenszufriedenheit in der Schweiz weiterhin sehr hoch. Dennoch waren 8,5% der Bevölkerung oder rund 720 000 Personen im Jahr 2020 von Einkommensarmut betroffen. Dies sind einige Ergebnisse der Erhebung 2020 über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamtes für Statistik (BFS).Covid-19-Pandemie sind in diesen Daten noch nicht enthalten. |
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Die Resultate bilden die Situation vor und zu Beginn der Covid-19-Pandemie ab.
Der allgemeine Lebensstandard wird anhand des medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens gemessen, wobei die Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern korrigiert werden. In der Schweiz ist dieses Einkommen 2,6-mal so hoch wie in Griechenland, 1,4-mal so hoch wie in Frankreich, 1,2-mal so hoch wie in Deutschland und 1,1-mal so hoch wie in Österreich. Trotz des hohen Preisniveaus in der Schweiz ist der Lebensstandard der Bevölkerung also höher als in den Nachbarstaaten und der Mehrheit der EU-Länder.
Konstant hohe Zufriedenheit mit dem jetzigen Leben
Auch die Lebenszufriedenheit ist in der Schweiz hoch. Im ersten Halbjahr 2020 waren 40,4% der Bevölkerung ab 16 Jahren mit ihrem jetzigen Leben sehr zufrieden (2014: 39%). Bei der letzten europäischen Erhebung 2018 war dieser Anteil nur in Irland, Dänemark, Finnland, Österreich und Norwegen ähnlich hoch wie in der Schweiz. Gemäss ersten experimentellen Auswertungen hat die Lebenszufriedenheit im Lauf der Pandemie allerdings leicht abgenommen: Im ersten Halbjahr 2021 waren nur noch 36,6% der Bevölkerung in der Schweiz mit ihrem Leben sehr zufrieden.
Armutsquote stabilisiert sich auf hohem Niveau
In der Schweiz waren im Jahr 2020 (Einkommen 2019) 8,5% der Bevölkerung einkommensarm. Die Armutsquote war damit fast gleich hoch wie im Jahr davor (8,7%). Auch die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung lag stabil bei 4,2%. Rund 158 000 Personen erzielten trotz Erwerbsarbeit kein Einkommen über der Armutsgrenze. Die Armutsgrenze wird von den Richtlinien der Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) abgeleitet und betrug durchschnittlich 2279 Franken im Monat für eine Einzelperson und 3963 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.
Wie in den Vorjahren sind ausländische Personen, Personen in Einelternhaushalten, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung und Personen in Haushalten ohne Arbeitsmarktteilnahme besonders häufig von Einkommensarmut und finanziellen Schwierigkeiten betroffen.
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Armut in der Schweiz
Anhand der Armutsstatistik des BFS sind noch keine Aussagen zu den möglichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Einkommensarmut in der Schweiz möglich. Die in der Befragung SILC 2020 erhobenen Einkommensdaten beziehen sich gemäss europäischen Vorgaben auf das Jahr 2019. Indem die Einkommenssituation über ein ganzes Kalenderjahr betrachtet wird, fallen kurzfristige Einkommensschwankungen weniger ins Gewicht. Die Einkommensdaten in SILC 2020 repräsentieren somit die Situation vor der Covid-19-Pandemie. Alle anderen Ergebnisse in SILC 2020 repräsentieren die Situation zu Beginn der Covid-19-Pandemie (Datenerhebung von Januar bis Juni 2020).
Gemäss experimentellen Auswertungen des BFS wirkte sich die Covid-19-Pandemie bis zur ersten Hälfte des Jahres 2021 nur wenig auf die allgemein hohe Zufriedenheit mit den persönlichen Beziehungen und dem eigenen Gesundheitszustand aus. Dennoch hat sich das Haushaltseinkommen durch die Covid-19-Pandemie stark verändert. 11,3% der Bevölkerung gaben an, aufgrund der Pandemie mit Einkommenseinbussen konfrontiert zu sein; insbesondere jene, die schon vor der Krise benachteiligt waren. 40,2% der Bevölkerung ab 16 Jahren gaben an, dass sich die Pandemie negativ auf ihre Stimmungslage ausgewirkt hat. Besonders häufig betroffen waren die 16- bis 24-Jährigen. Mehr Informationen: www.experimental.bfs.admin.ch > Innovative Methoden > Covid-19 und Lebensbedingungen in der Schweiz (SILC).
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Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC)
Die Erhebung SILC (Statistics on Income and Living Conditions) ist eine europaweit koordinierte Erhebung, die jedes Jahr in über 30 Ländern durchgeführt wird. Ziel der Erhebung ist die Untersuchung der Einkommensverteilung, der Armut, der sozialen Ausgrenzung und der Lebensbedingungen anhand von europaweit vergleichbaren Indikatoren. In der Schweiz basiert die Erhebung auf einer Stichprobe von rund 8000 Haushalten mit über 18 000 Personen, die mit einem Zufallsverfahren aus dem Stichprobenrahmen für Personen- und Haushaltserhebungen (SRPH) des BFS gezogen werden. Grundgesamtheit ist die ständige Wohnbevölkerung in Privathaushalten. Die an der Erhebung teilnehmenden Personen werden während vier aufeinanderfolgenden Jahren befragt. Auf diese Weise können wesentliche Veränderungen der Lebensverhältnisse einzelner Personen beschrieben und die Entwicklung der Lebensbedingungen untersucht werden.
www.silc.bfs.admin.ch
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Quelle:
Text Bundesamt für Statistik BFS, 17. Februar 2022 |
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Definitionen
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Finanzielle Armut kann nach zwei Ansätzen definiert werden: dem absoluten und dem relativen Ansatz. In beiden Konzepten wird jeweils ausschliesslich die Einkommenssituation betrachtet, ohne allfällige Vermögenswerte (Einkommensarmut).
Die Armutsquotebasiert auf einer «absoluten» Grenze: Als arm gelten demnach Personen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben. Die verwendete Armutsgrenze leitet sich von den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) ab. Sie setzt sich zusammen aus dem Grundbedarf für den Lebensunterhalt, den individuellen Wohnkosten sowie monatlich 100 Franken pro Person ab 16 Jahren im Haushalt für weitere Auslagen.
Die Armutsgefährdungsquote basiert auf einer «relativen» Grenze: Als armutsgefährdet gelten Personen mit einem Einkommen, das deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau im betreffenden Land liegt. Armut wird somit als eine Form der Ungleichheit betrachtet. Vereinbarungsgemäss setzt die Europäische Union die Armutsgefährdungsgrenze bei 60% des medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens an.
Als Erwerbstätige gelten hier alle Personen ab 18 Jahren, die während des Kalenderjahres vor dem Interview (= Referenzperiode der Einkommen in SILC) mehrheitlich, d.h. in mehr als der Hälfte aller Monate, angestellt oder selbstständig erwerbend waren. Dabei werden sowohl Vollzeit- als auch Teilzeit-Tätigkeiten berücksichtigt.
Der Median oder Zentralwert teilt die nach Grösse geordneten Beobachtungswerte in zwei gleich grosse Hälften. Die eine Hälfte der Werte liegt über, die andere unter dem Median.
Das Bruttohaushaltseinkommen fasst alle Einkommen sämtlicher Mitglieder eines Privathaushalts zusammen. Dazu gehören die Einkommen aus unselbstständiger und selbstständiger Erwerbstätigkeit, Renten und Sozialtransfers, Vermögenserträge, Unterhaltszahlungen sowie andere regelmässige Transfereinkommen von anderen Haushalten. Die in der Befragung SILC 2019 erhobenen Einkommensdaten beziehen sich auf das Jahr 2018.
Das verfügbare Haushaltseinkommen wird berechnet, indem vom Bruttoeinkommen die obligatorischen Ausgaben abgezogen werden. Dazu gehören Sozialversicherungsbeiträge, Steuern, Krankenkassenprämien für die Grundversicherung, bezahlte Alimente und andere regelmässig zu leistende Unterhaltsbeiträge.
Das verfügbare Äquivalenzeinkommen wird anhand des verfügbaren Haushaltseinkommens berechnet, indem durch die Anwendung einer Äquivalenzskala die Grösse und Zusammensetzung der Haushalte berücksichtigt wird: Die älteste Person wird mit 1,0 gewichtet, jede weitere Person ab 14 Jahren mit 0,5 und jedes Kind unter 14 Jahren mit 0,3. Damit wird den Einsparungen Rechnung getragen, die sich aus dem gemeinsamen Wirtschaften eines Haushalts mit mehreren Personen ergeben.
Für europäische Vergleiche wird das verfügbare Äquivalenzeinkommen mittels Kaufkraftstandard (KKS) ausgedrückt. Der KKS ist eine künstliche Währungseinheit, die die von Land zu Land unterschiedlichen Preisniveaus bereinigt. Mit einem KKS kann in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden, was den Vergleich wirtschaftlicher Indikatoren verschiedener Länder ermöglicht.
Das Quintilverhältnis S80/S20 setzt das Äquivalenzeinkommen der einkommensstärksten 20% der Bevölkerung in Beziehung zu jenen der einkommensschwächsten 20%. Je mehr dieser Quotient von 1 abweicht, desto ungleicher sind die Einkommen zwischen diesen Bevölkerungsgruppen verteilt. Ein Wert von 4,0 beispielsweise sagt aus, dass die Einkommen der einkommensstärksten Personen zusammengenommen viermal so hoch sind wie jene der einkommensschwächsten Personen. Dazu ist anzumerken, dass die «ultrareichen» Haushalte im Gegensatz zu den sehr reichen Haushalten in den Stichprobenerhebungen nicht berücksichtigt werden. Die höchsten jährlichen Einkommen der Haushalte, die von SILC erhoben werden, belaufen sich auf einige Millionen Franken.
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Quelle:
Text Bundesamt für Statistik BFS, 18. Februar 2021 |
Entbehrung «unerwartete Ausgabe»: Nicht in der Lage sein, eine unerwartete Ausgabe in der Höhe jenes Betrages zu tätigen, der ungefähr einem Zwölftel der Armutsgefährdungsschwelle (60%) für Einpersonenhaushalte entspricht (in der Schweiz: 2500 Franken innerhalb eines Monats).
Entbehrung «Ferien ausser Haus»: Nicht in der Lage sein, eine Woche Ferien pro Jahr ausser Haus zu finanzieren.
Diese Fragen zur Entbehrung werden nur einem Haushaltsmitglied gestellt; die Antworten werden für sämtliche Haushaltsmitglieder übernommen. Sie sind Bestandteil der Fragen zur materiellen Entbehrung.
Bruttoeinkommen: Das Bruttohaushaltseinkommen fasst alle Einkommen sämtlicher Mitglieder eines Privathaushalts zusammen (Einkommen aus unselbstständiger und selbstständiger Erwerbstätigkeit, Renten und Sozialtransfers, Vermögenserträge usw.). Um den finanziellen Vorteil von selbst genutztem Wohneigentum oder eines Mietzinses unter dem marktüblichen Preis Rechnung zu tragen, wird bei den in der Schweiz veröffentlichten Indikatoren zum Bruttoeinkommen der betreffenden Haushalte eine «fiktive Miete» addiert. Die fiktive Miete entspricht dem Nutzungswert des Objekts nach Abzug der effektiven Wohnkosten. Die fiktive Miete wird nicht in allen Ländern berechnet. Sie wird bei europäischen Vergleichen zum verfügbaren Äquivalenzeinkommen nicht berücksichtigt.
Verfügbares Einkommen: Das verfügbare Einkommen wird berechnet, indem vom Bruttoeinkommen die obligatorischen Ausgaben abgezogen werden. Dazu gehören Sozialversicherungsbeiträge, Steuern, Krankenkassenprämien für die Grundversicherung, bezahlte Alimente und andere zu leistende Unterhaltsbeiträge.
Verfügbares Äquivalenzeinkommen: Das verfügbare Äquivalenzeinkommen wird ausgehend vom verfügbaren Haushaltseinkommen unter Einbezug der Haushaltsgrösse mittels Äquivalenzskala berechnet. Um die Skaleneffekte zu berücksichtigen (eine vierköpfige Familie muss nicht vier Mal so viel ausgeben wie eine Einzelperson, um denselben Lebensstandard zu erreichen), werden die Personen im Haushalt gewichtet: Die älteste Person mit 1,0, jede weitere Person ab 14 Jahren mit 0,5 und jedes Kind unter 14 Jahren mit 0,3 (Werte entsprechen der neuen OECD-Äquivalenzskala). Die äquivalente Haushaltsgrösse entspricht der Summe der Personengewichte. Für europäische Vergleiche wird das verfügbare Äquivalenzeinkommen mittels Kaufkraftstandard (KKS) ausgedrückt. Der KKS ist eine Währungseinheit, die die von Land zu Land unterschiedlichen Preisniveaus bereinigt. Mit einem KKS kann in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden, was den Vergleich wirtschaftlicher Indikatoren verschiedener Länder ermöglicht.
Armutsgefährdung: Als armutsgefährdet gelten Personen in Haushalten mit einem Einkommen (ohne Vermögen), das deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau im betreffenden Land liegt. Armut wird somit als eine Form der Ungleichheit betrachtet: Die Europäische Union setzt die Armutsgefährdungsschwelle bei 60 Prozent des verfügbaren Medianäquivalenzeinkommens an. Das BFS veröffentlicht zudem die Ergebnisse zur absoluten Armut, die anhand der auf einem sozialen Existenzminimum basierenden Armutsgrenze (Sozialhilfenormen) gemessen wird. Detaillierte Ergebnisse dazu werden im Frühling 2018 publiziert.
Dauerhafte Armutsgefährdung: Als dauerhaft armutsgefährdet gelten Personen, die während mindestens drei von vier Jahren, einschliesslich im letzten Jahr, von Armutsgefährdung betroffen sind. Als Grundlage zur Berechnung der dauerhaften Armutsgefährdung dient die Erhebung SILC, bei der die gleichen Personen während vier Jahren befragt werden.
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Quelle:
Text Bundesamt für Statistik BFS, November 2017 |
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EU Bevölkerung und soziale Sicherheit |
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Ungleichheit bei der Einkommens- und Vermögensverteilung |
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