Die westlichen Landesteile bekamen in dieser Zeit weniger Niederschläge. Das Tiefdruckgebiet über Italien verlagerte sich anschliessend langsam von der oberen Adria in Richtung Osten. Am 2. Juni 2013 trat im Westen der Schweiz allmählich eine Wetterbesserung ein. Diese Art von Tiefdruckgebieten kommen im Alpenraum immer wieder vor. Sie nehmen über dem Mittelmeer grosse Mengen an Feuchtigkeit auf, und steuern sie in einem grossen Bogen über Osteuropa von Norden her gegen die Alpen. Am Samstag, den 8. Juni 2013 bildete sich über dem Alpenraum ein grösseres Gewittergebiet, aus welchem lokal grössere Niederschlagsmengenfielen. In den Kantonen Freiburg und Bern führten die Unwetter zu zahlreichen Schäden. Die Gewittertätigkeit setzte sich bis am Montag, 10. Juni 2013 fort. Die Wasserpegel begannen am Oberlauf der Alpenflüsse wieder zu steigen. Die Wetterlage war im Juni 2013 ähnlich wie die Druckverteilungim August 2005 als ebenfalls grosse Regenmengen über der Schweiz niedergingen.Anders als bei den Hochwassersituationen 2005 und 2007 handelte es sich diesmal nicht um eine Grosswetterlage des Typs Vb (Fünf-B-Tief), sondern um eine dieser Wetterlage ähnlichen Typ "Tief Mitteleuropa (Tm). Bei dieser Wetterlage ist jeweils mit beträchtlichen Niederschlägen zu rechnen. Die Luftmasse, welche am Samstagmorgen, 1. Juni 2013 über der Nordschweiz lag, befand sich 4 Tage zuvor noch über dem östlichen Mittelmeer in der Region von Zypern, wo die Meeresoberflächentemperaturen bereits zwischen 22 und 23°C lagen. Damit diese feuchten Luftmassen mit ihren grossen Regenmengen hohe Wasserpegel in den Seen und hohe Wasserstände in den Flüssen erzeugen können, müssen drei Faktoren zusammenspielen: 1. Das Tiefdruckgebiet muss auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung stationär bleiben und nicht wie üblich in östliche Richtung weiterziehen. 2. Die Strömungsrichtung muss genau aus Norden auf die Alpen gerichtet sein. An den Alpen werden die Luftmassen gestaut und zum Aufsteigen gezwungen. Beim Aufsteigen kühlt sich die Luft ab und kondensiert Wasserdampf zu Niederschlag. In tieferen Lagen geschieht dies in Form von Regen, in höheren Lagen als Schnee. 3. Der Schwerpunkt der Regentätigkeit verlagert sich von West nach Ost. Von dieser Verlagerung war vor allem der Rhein betroffen. Während die Hochwassermassen der Aare noch aus Westen gegen Osten in Richtung Koblenz AG flossen, bekam der Hochrhein im Osten des Landes weiteren kräftigen Regenwasserzufluss. Zu derEntschärfung der Hochwassersituation in der Schweiz trug ganz wesentlich die Wetterentwicklung bei. Im Laufe des Wochenendes vom 1. zum 2. Juni 2013 setzte sich von Westen her eine Wetterberuhigung mit einem damit verbundenen Rückgang der Niederschlagstätigkeit in den westlichen (Einzugsgebiet der Aare) und zentralen Landesteilen (Einzugsgebiet der Reuss) durch. Den Flüssen wie der Rhein, die Thur, die Linth, die Reuss, die Sihl, die Emme und die Aare, welche ihre Quellgebiet in den östlichen und zentralen Alpen haben, wurden aus den Voralpenregionen grosse Wassermengen zugeführt. Die Voralpensee wie der Zürichsee, der Vierwaldstättersee, der Thuner- und der Brienzersee wurden so rasch bis zu der Hochwassergrenze mit Wasser gefühlt. Am meisten Regen gab es am zentralen und östlichen Alpennordhang. Innerhalb des Viereckes Engelberg - Einsiedeln - St.Gallen - Glarus wurden Regensummen zwischen 100 und 140 mm gemessen.
Die höchsten Niederschlagssummen wurden jedoch am zentralen und östlichen Alpennordhang erreicht. Im Viereck Engelberg - Einsiedeln - St. Gallen - Glarus meldeten die meisten Regenmesser Niederschlagssummen zwischen 100 und 180 mm Regen. Innerhalb dieses Gebietes wurden bei mehreren Messstationen rund um den Säntis Niederschlagssummen zwischen 130 und 180 mm registriert. Während des ganzen Niederschlagsereignisses lag die Schneefallgrenze zwischen 1800 und 2300 Metern. In den Hochalpen fielen in dieser Zeit grosse Schneemengen, welche auf die Pegelstände der Seen und Flüsse erst in den kommenden Wochen ihre Auswirkungen haben. Am 1. Juni 2013 machte sich von Westen her eine Wetterberuhigung bemerkbar. Der Aare wurde so aus dem Berner Oberland weniger Wasser zugeführt. Der Wasserstand in der Aare fiel von Stunde zu Stunde. Das Zentrum der Niederschlagsaktivität verlagerte sich in die Ostschweiz. Die Wasserstände des Rheins, der Thur und der Limmat bleiben vorerst unverändert hoch. Erst am Nachmittag des 2. Juni 2013 entspannte sich die Lage auch am Unterrhein. Die Hochwasserschäden belaufen sich schweizweit auf mehrere Millionen Schweizer Franken. Nach ersten, vorläufigen Schätzungen geht der Versicherungsverband von rund 40 Millionen Franken aus. Das St. Galler Rheintal war am stärksten von den Hochwassern betroffen. In Widnau (St. Gallen) hielten die die Dämme des Rhein-Seitenkanals den Hochwassermassen nicht stand. Landwirtschaftliches Kulturland von der Grössen von 150 Fussballfeldern wurde überflutet. Trotz den grossen Schäden ist die Schadensbilanz im Jahr 2013 eine Erfolgsgeschichte. Die Behörden haben aus den vergangenen Hochwasserereignissen ihre Lehrern gezogen. Sie haben ihre Einsatzdispositive angepasst, die Informationswege verbessert und zahlreiche Hochwasserschutzmassnahmen verlanlasst und teilweise auch realisiert.Nach Angaben der Gemeindebehörden von Widnau (Kanton St. Gallen) flossen 2013 grössere Wassermengen den Alpenrhein hinunte als bei den letzten Hochwasserereignissen 1999, 2005 und 2007. Trotzdem wurden auf dem Gemeindegebiet kleinere Schäden verzeichnet.
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