Armut
Armut in der Schweiz
vorangehende Seite
end
Armut Schweiz - Working Poor
Armutsgefährdungsquote der Erwerbstätigen 2011
Definitionen und Konzepte
Armutsgefährdung im europäischen Vergleich 2010
Armut in der Schweiz 2007 - 2011 Bericht
Armut Schweiz - Informationen
Armut in der Schweiz: Links Schuldenberatung ...
Weitere Informationen und Links
Schweiz Sozialhilfestatistik 2011 (2011)
Gesellschaft, Gesundheit u. Soziales
2011: Working-Poor - Erwerbsarmut - Armut trotz Erwerbstätigkeit
580'000 Personen waren 2011 von Einkommensarmut betroffen

Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) 2007 bis 2011: Ergebnisse zur Armut in der Schweiz

Gemäss den neuesten Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik (BFS) waren 2011 in der Schweiz rund 580'000 Personen von Einkommensarmut betroffen. Davon waren rund 130'000 Personen erwerbstätig. Alleinerziehende, Personen mit geringer Bildung und Personen in Haushalten ohne Arbeitsmarktteilnahme sind besonders oft armutsbetroffen. Seit 2007 hat die Armutsquote um fast 2 Prozentpunkte abgenommen.

In der Schweiz waren im Jahr 2011 580'000 Personen oder 7,6 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung in Privathaushalten von Einkommensarmut betroffen. Die durchschnittliche Armutsgrenze betrug für eine Einzelperson rund 2200 Franken pro Monat und für zwei Erwachsene mit zwei Kindern rund 4050 Franken. Von diesem Betrag müssen der allgemeine Lebensunterhalt (Nahrungsmittel, Kleidung, Hygiene, Mobilität, Unterhaltung etc.) sowie die Wohnkosten und Versicherungen bezahlt werden, nicht jedoch die Kosten für die obligatorische Krankenversicherung.

Erwerbsarbeit bietet einen wirksamen Schutz vor Armut

Besondere Risikogruppen waren - wie schon in den Vorjahren – Alleinerziehende (21,9%), alleinlebende Erwachsene (16,9%), Personen ohne nachobligatorische Bildung (13,7%) sowie Personen in Haushalten ohne Erwerbstätige (20,4%). Personen ab 65 Jahren weisen zwar ebenfalls eine hohe (Einkommens-)Armutsquote auf (16,1%), da sie jedoch häufiger auf Vermögen zurückgreifen können als die übrigen Altersgruppen, darf diese Zahl nur mit Vorsicht interpretiert werden. Personen in Haushalten mit mehreren Erwerbstätigen weisen hingegen generell die tiefsten Armutsquoten auf.

Unabhängig davon vermag bereits die eigene Erwerbstätigkeit vor Armut zu schützen.

So betrug die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung mit 3,7 Prozent nur etwa ein Viertel der Armutsquote der nicht erwerbstätigen Personen ab 18 Jahren (14,7%). Rund 130'000 Personen waren 2011 jedoch trotz Erwerbsarbeit von Armut betroffen.

Die Armut ist zwischen 2007 und 2011 zurückgegangen

Im Vergleich zum Vorjahr (7,9%) hat sich die Armutsquote der Gesamtbevölkerung nicht deutlich verändert. Seit Beginn der Datenerhebung 2007 (9,5%) hat die Armut in der Schweiz hingegen um fast 2 Prozentpunkte abgenommen. Die Armutsquote der Erwerbsbevölkerung stieg im selben Zeitraum zunächst von 5,0 Prozent auf 5,2 Prozent noch leicht an und ging anschliessend auf 3,7 Prozent zurück.

Die Armutsgefährdung ist in der Schweiz geringer als in der EU

Um die Situation in der Schweiz mit anderen Ländern zu vergleichen, wird die international gebräuchliche Armutsgefährdungsquote verwendet. Diese liegt in der Schweiz mit 15,0 Prozent unter dem Durchschnitt der Europäischen Union von 16,9 Prozent. Im Hinblick auf die materielle Versorgung, die durch die Quote der erheblichen materiellen Entbehrung gemessen wird, weist die Schweiz mit 1,0 Prozent sogar die geringste Quote aller Länder auf (EU-Durchschnitt: 8,8%).

Quelle: Text BUNDESAMT FüR STATISTIK BFS 2013

nach oben

Armutsgefährdung im europäischen Vergleich 2010: Diagramme
Armutsgefährungsquoten der Erwerbstätigen Materielle Entbehrungen der Erwerbstätigen
grössere Grafik grössere Grafik

nach oben

Definitionen und Konzepte

Armut:Finanzielle Armut kann nach zwei geläufigen Ansätzen definiert werden: dem absoluten und dem relativen Ansatz. Die Armutsquote basiert auf einer «absoluten» Schwelle: Als arm gelten demnach Personen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben. Dieser Definitionsansatz bezieht sich somit auf das soziale Existenzminimum. Damit bildet die Armutsquote eine Grundlage für die Evaluation der Sozialpolitik.

Armutsgrenze:Die Armutsgrenze setzt sich zusammen aus einem Pauschalbetrag für den Lebensunterhalt, den individuellen Wohnkosten sowie monatlich 100 Franken pro Person ab 16 Jahren für weitere Auslagen.

Armutsgefährdungsquote: Die Armutsgefährdungsquote basiert auf einer «relativen» Schwelle: Als armutsgefährdet gelten Personen mit einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen, das deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau in dem betreffenden Land liegt. Armut wird somit als eine Form der Ungleichheit betrachtet. Vereinbarungsgemäss setzt die Europäische Union die Armutsgefährdungsgrenze bei 60 Prozent (OECD: 50%) des Medians des verfügbaren Äquivalenzeinkommens an.

Materielle Entbehrung: Die erhebliche materielle Entbehrung wird beschrieben als finanziell bedingter Mangel von mindestens vier von neun Elementen aus den nachfolgend geschilderten Kategorien. Diese europaweit koordinierten neun Kategorien von Entbehrungen betreffen folgende Bereiche: in der Lage sein, unerwartete Ausgaben in der Höhe jenes Betrages zu tätigen, der 1/12 der Armutsgefährdungsschwelle (bei 60%) für Einpersonenhaushalte entspricht (in der Schweiz: 2000 Franken); in der Lage sein, eine Woche Ferien pro Jahr weg von zu Hause zu finanzieren; keine Zahlungsrückstände (Hypothekenraten oder Miete, laufende Rechnungen, Ratenzahlungen für Mietkauf oder andere Darlehensrückzahlungen); in der Lage sein, jeden zweiten Tag eine fleisch- oder fischhaltige Mahlzeit (oder vegetarische Entsprechung) zu haben; in der Lage sein, die Wohnung ausreichend zu heizen; im Besitz einer Waschmaschine sein; im Besitz eines Farbfernsehers sein; im Besitz eines Telefons sein; im Besitz eines Autos sein.

Häufigster Erwerbsstatus: Als Erwerbstätige gelten hier alle Personen ab 18 Jahren, die während des Kalenderjahres vor dem Interview (= Referenzperiode der Einkommen in SILC) mehrheitlich, d.h. in mindestens der Hälfte aller Monate, angestellt oder selbständig erwerbend waren.

Median: Der Median oder Zentralwert teilt die nach Grösse geordneten Beobachtungswerte in zwei gleich grosse Hälften. Die eine Hälfte der Werte liegt über, die andere unter dem Median.

Verfügbares Haushaltseinkommen: Das Bruttohaushaltseinkommen fasst alle Einkommen sämtlicher Mitglieder eines Privathaushalts zusammen (Einkommen aus unselbstständiger und selbstständiger Erwerbstätigkeit, Renten und Sozialtransfers, Vermögenserträge usw.). Die in der Befragung SILC 2011 erhobenen Einkommensdaten beziehen sich auf das Jahr 2010. Das verfügbare Haushaltseinkommen wird berechnet, indem man vom Bruttohaushaltseinkommen die obligatorischen Ausgaben, d.h. Sozialversicherungsbeiträge, Steuern, Krankenkassenprämien für die Grundversicherung, Alimente und andere zu leistende Unterhaltsbeiträge abzieht.

Verfügbares Äquivalenzeinkommen: Das verfügbare Äquivalenzeinkommen wird anhand des verfügbaren Haushaltseinkommens unter Einbezug der Anzahl Personen im Haushalt (via «Äquivalenzskala des Haushalts») berechnet. Die Äquivalenzskala wird ermittelt, indem der ältesten Person des Haushalts das Gewicht 1,0 zugewiesen wird, jeder weiteren Person ab 14 Jahren das Gewicht 0,5, jedem Kind unter 14 Jahren das Gewicht 0,3 und dann werden die Werte zusammengezählt. Ziel ist es, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass beispielsweise eine vierköpfige Familie nicht viermal höhere Ausgaben hat als eine alleinlebende Person, um denselben Lebensstandard zu erreichen (Skaleneinsparungen). Dadurch lassen sich die Einkommen von Personen in unterschiedlich grossen Haushalten besser vergleichen. Die Analysen erfolgen auf Ebene der Personen und nicht auf jener der Haushalte.

Genauigkeit der Ergebnisse: Alle auf der Basis einer Stichprobe ermittelten Schätzungen sind mit einer Unsicherheit behaftet, da lediglich ein Teil der Population (Stichprobe) verwendet wurde, um ein Merkmal der Gesamtbevölkerung zu schätzen. Diese Fehlermarge kann quantifiziert werden, indem ein Vertrauensintervall berechnet wird, das umso enger ist, je genauer die Resultate sind. Mit dem Begriff des Vertrauensintervalls wird ausgedrückt, dass sich der wahre Wert der Merkmale der Gesamtpopulation mit sehr grosser (95%-iger) Wahrscheinlichkeit innerhalb des Intervalls befindet.

Genauer gesagt bedeutet dies, dass im Durchschnitt 95 Prozent der berechneten Intervalle den tatächlichen Parameterwert der Merkmale enthalten würden, wenn die Stichprobenerhebung viele Male unabhängig und unter gleichen Bedingungen durchgeführt würde. Beispiel: In der Stichprobe beträgt die Armutsquote der Erwerbstätigen 3,5 Prozent (± 0,5). Das bedeutet, dass das Intervall von 3,0 Prozent bis 4,0 Prozent mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit den wahren Wert der Armutsquote für die Erwerbsbevölkerung enthält.

Mithilfe der Vertrauensintervalle lässt sich darüber hinaus bestimmen, ob Unterschiede statistisch signifikant sind. Beispiel: Die Armutsquote der erwerbstätigen Männer betrug 2,5 Prozent (± 0,5), diejenige der erwerbstätigen Frauen 4,8 Prozent (± 0,8). Die Vertrauensintervalle dieser zwei Gruppen betragen 2,0 Prozent bis 3,0 Prozent bzw. 4,0 Prozent bis 5,6 Prozent und überschneiden sich nicht. Der beobachtete Unterschied ist somit statistisch signifikant.

Die Erhebung über die Einkommen und die Lebensbedingungen (SILC)

Die vorliegende Analyse basiert auf der europaweit koordinierten Erhebung SILC (Statistics on Income and Living Conditions), die jedes Jahr in über 30 Ländern durchgeführt wird. Ziel der Erhebung ist die Untersuchung der Einkommensverteilung, der Armut, der sozialen Ausgrenzung und der Lebensbedingungen anhand von europaweit vergleichbaren Indikatoren. Grundgesamtheit ist die ständige Wohnbevölkerung in Privathaushalten. Die an der Erhebung teilnehmenden Personen werden während vier aufeinanderfolgenden Jahren befragt. Auf diese Weise können wesentliche Veränderungen der Lebensverhältnisse einzelner Personen beschrieben und die Entwicklung der Lebensbedingungen untersucht werden.

Quelle: Text BUNDESAMT FüR STATISTIK BFS 2013

Das soziale Existenzminimum beinhaltet folgende Komponenten:

die Wohnkosten (namentlich die Miete), die im marktüblichen lokalen Rahmen liegen müssen
einen Grundbedarf für die wichtigsten Ausgaben: Nahrung, Getränke, Bekleidung, Gesundheitskosten, Energie, Produkte für die Reinigung, Fahrkosten, etc.
die Kosten der kantonalen Grundprämie der Krankenkasse
Familien: Kinder- und Haushaltsbetreuung Schweiz 2007

nach oben

Armut in der Schweiz 2007 bis 2011
RAOnline Download

Schweiz

Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung

Quelle: Bundesamt für Statistik BFS
Armut in der Schweiz
Ergebnisse 2007 bis 2011
BFS Aktuell, August 2013
193 KB PDF Download

nach oben

Weitere Informationen
Schweiz Haushaltsbudgeterhebung 2013 2015
Schweiz Sozialhilfestatistik 2015 2016
Schweiz Einkommen und Lebensbedingungen 2014 2016
Schweiz Einkommen und Lebensbedingungen 2015 2017
Schweiz Einkommen und Lebensbedingungen 2016 2017
Links
Externe Links
Bundesamt für Statistik BfS
Sozialinfo Städteinitiative Sozialpolitik
top
vorangehende Seite